Tanzen ist Omahas Leben, am liebsten aber bewegt sie sich vor Publikum und zeigt dabei ihre volle Pracht. Und davon nicht zu wenig:
Der Kopf Katze, der Rest ein weibliches Kunstwerk wie von Rodin geschaffen, nur mit Schwanz, beispielhaft kurvig, vorbehaltlich koitabel, doch eines jeden Katers feuchter Traum, ähnlich einer heidnischen Göttin mit Pelz.
Omahas Konflikt: ihr geliebter Nachtclub soll von Moralhütern, Politikern und entrüsteten Bildungsbürgern geschlossen werden. Doch sie und ihre Freunde leisten Widerstand und vögeln, was das Zeug hält. Und ich meine: in allen Lagen, Stellungen und Konstellationen.
Wichtig aber ist: „Omaha the cat dancer“ erzählt eine emanzipatorische Geschichte, die Geschlechterrollen nicht als Gegensätze aufbaut und gerade deswegen zeitlos und seit über 40 Jahren ein Meilenstein des Underground-Comics darstellt.
Schreiber & Leser (www.schreiberundleser.de) ist ein deutscher Comicverlag mit Sitz in Hamburg, der seit 1981 internationale „graphic novels“ veröffentlicht, eine Kunstform, die besonders im frankophonen Raum sehr geschätzt, in Deutschland nach wie vor oftmals vernachlässigt, ja sogar belächelt wird, im Feuilleton so gut wie gar nicht vorkommt.
Zu Unrecht. Bücher wie „Omaha the cat dancer“ sind ganz große Literatur, die den Test der Zeit überstehen werden und die Doppelmoral in der unserer Gesellschaft immer wieder entlarven.
„Omaha the cat dancer“ eignet sich leider nur für Erwachsene, hat 256 Seiten, kostet 29,80 Euro und ist ein höllisch cooler graphischer Roman, der es weiß Gott in sich hat. Kurz noch zum Hintergrund:
Die USA im Jahre 1976. Die Beziehungen der Geschlechter waren im allgemeinen traditionell und vor allem eines, verklemmt. Zeichner Reed Waller suchte nach einer Möglichkeit, in Comics von Sex und Liebe zu erzählen, und das mit Wärme, Humor, Sensibilität.
Er wollte seine Leser berühren, möglichst mit lustigen Tieren. „Meiner Überzeugung nach wirken Menschen im Comic oft nicht überzeugend, sind ganz offensichtlich ‚unecht‘.
Tiere dagegen passen immer“, schreibt Waller im Vorwort zu „Omaha the cat dancer“, in dem Omahas Abenteuer zum ersten Mal in deutscher Sprache in einem Buch von Schreiber & Leser zusammengefasst worden sind.
Im Original erschienen sie zunächst unter anderem in der Zeitschrift Vootie, ein Underground-Magazin für unter anderem erotische Stories. Die Omaha-Texte lieferte bis zu ihrem Tode 2004 Kate Worley. Das Buch ist ein Klassiker. Unbedingt empfehlenswert. Nicht nur Katzenfreunde. Miau!
Sönke C. Weiss
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