Heute Abend geht es los. In Frankfurt treffen sich 1.500 Autoren auf rund 3.000 Veranstaltungen mit 300.000 Leseratten. Spannende Neuerscheinungen erwarten die Besucher auf der weltgrößten Bücherschau in Frankfurt. 7.100 Aussteller aus der ganzen Welt präsentieren in den kommenden fünf Tagen ihre Autoren und Publikationen.
Die ersten drei Messetage sind leider nur dem Fachpublikum vorbehalten, erst am Wochenende dürfen die Lesebegeisterten das Messegelände erobern. Eröffnet wird die Bücherschau am Dienstagabend von dem noch amtierenden Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
Buchmesse-Direktor Juergen Boos spricht sogar von einer "neuen Gründerzeit". "Die Digitalisierung habe sowohl das Verlegen als auch das Verkaufen in der herkömmlichen Form definitiv verändert. Vor drei Jahren habe noch niemand Self-Publisher ernst genommen, heute stellen diese Autoren eine wachsende und ernstzunehmende Größe dar" sagte er der ARD.
Durch die Digitalisierung wird der internationale Vertrieb einfacher, so Boos; heute orientierten sich Verleger an Themen, nicht an Länder und ihren Grenzen. Das verändere nicht nur die Branche, sondern auch die Messe selbst:
Das sehen nicht alle so. Der Deutsche Buchhandel blickt angesichts der Digitalisierung in eine unsichere Zukunft. Während Amazon und Gesellen weiter wachsen verzeichnet der traditionelle Buchhandel für das laufende Jahr erneut ein Minus von gut fünf Prozent. Dazu sagte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels der Frankfurter Rundschau "Ich halte das für eine Zahl, über die man nachdenken muss."
Honnefelder zeigte sich dennoch optimistisch für den stationären Handel. Der FR sagte er: Bundesweit entstünden mit neuen Ideen neue Buchläden. "Mein Eindruck ist, dass jetzt die Stunde der inhabergeführten Buchhändler schlägt."
Kann die Deutsche Buchbranche vom Imageverlust der US-Bücherkrake Amazon profitieren? Zumindest ist sich die Branche einig, das Buch als Geschäftsmodell steht in Frankfurt wieder mal auf dem Prüfstand. Auch wenn die Deutschen zunehmend skeptisch gegenüber Amazon sind darf man sich nicht täuschen lassen, noch ist der US-Buchhändler die einzige nennenswerte Wachstumsgröße auf dem Buchmarkt. Weder der Skandal um die Leiharbeiter noch die NSA aktivitäten und Überwachungspraktiken des Internets haben daran etwas geändert.
Bisher liegen die Argumente bei Amazon. Wir können 24 Std. rund um die Uhr bestelllen, anderntags wird geliefert. Die FAZ stellte schon die Frage: Wer gegen Jeff Bezos (Amazon) Effiziensmaschine überhaupt noch eine Chance habe. Die Verlagsgruppe Weltbild mußte kurz vor der Frankfurter Buchmesse 2013 zugeben das sie in einer "prekären Lage" sei. Die Buchhandelsgruppe Thalia hat im Geschäftsjahr 2011/12 einen Vorsteuerverlust von 175 Millionen Euro gemacht und es werden bestimmt noch mehr werden.
Dazu schrieb die FAZ " Amazon ist der Supertanker; Weltbild und sein deutscher Wettbewerber Thalia sind im Vergleich dazu winzige Tretboote, in denen einem bei Sturm durchaus schlecht werden kann". Die Buchbranche in Deutschland muß umdenken.
Was hat Amazon so stark gemacht? Einfach bestellen, schnell und gratis ausliefern. In den großen Ballungsgebieten und Städten kann der Deutsche Buchhandel sogar gegen Amazon gewinnen. Viele kleine Buchhandlungen setzen heute schon Fahrradkuriere ein, das hat den Vorteil dass das bestellte Buch sofern es auf Lager ist noch am gleichen Tag ausgeliefert werden kann. Und sollte es nicht auf Lager sein, kann es am nächsten Tag ausgeliefert werden, schneller ist Amazon auch nicht.
Mut machte der Branche am heutigen Dienstag eine Marktstudie der Beratungsgesellschaft PwC. Trotz rückläufiger Geschäfte im ersten Halbjahr erreiche der deutsche Buchmarkt im laufenden Jahr einen stabilen Umsatz von 9,6 Milliarden Euro.
Gottfried Böhmer
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