Viel wandern macht bewandert, heißt es, und auf kaum eine Weltgegend scheint dies mehr zuzutreffen als auf das nordafrikanische Märchenland Marokko: Hier verbinden sich eine überbordende Kultur und eine mystisch-erhabene Landschaft zu einem einzigartigen Erfahrungsraum, der auf Schuhsohlen viel unmittelbarer zu erleben ist als auf Autoreifen. Aus diesem Grund hat der Veranstalter Djoser jetzt eine Wanderreise kreiert, die in zwölf Tagen zu den schönsten Orten rund um die marokkanische Gebirgskette des Hohen Atlas führt.
Den Auftakt der Reise bildet Casablanca, das sich auf den ersten Blick allen orientalischen Klischees verweigert: Schneeweiße Fassaden des Art-déco prangen an vielen Ecken der größten marokkanischen Stadt, weltstädtische Cafés residieren neben schicken Boutiquen unter stolzen Wolkenkratzern. Einen spektakulären, aber nicht minder modernen Kontrast dazu bildet die 1993 erbaute König Hassan II-Moschee mit ihren ebenso prunkvollen wie eleganten Hallen und ihrem gigantischen Minarett, das aus 50 Kilometern Entfernung zu sehen ist – seine 210 Meter machen die Moschee zum höchsten sakralen Bau auf dem Globus.
Von der Metropole geht es am nächsten Tag nach Midelt im mittleren Atlas – nicht jedoch ohne vorher dem politischen Herz des Landes einen Besuch abgestattet zu haben: Rabat. In der Hauptstadt begeistern das filigran dekorierte Mausoleum von Mohammed V, der Hasanturm aus almohadischer Zeit oder die ehrwürdige Kasbah des Oudayas aus dem 12. Jahrhundert.
Das Etappenziel Midelt wiederum liegt mitten im Nirgendwo einer faszinierend kargen, weit ausladenden Landschaft. Hier übernachtet die Gruppe, bevor sie durch die berühmten Ziz-Schluchten zur Oase Source Blue de Meski gelangt und von dort zur ersten Wanderung aufbricht. Entlang des grünen Wasserlaufs des Oued Ziz, unter Palmen und durch die fruchtbaren Gärten der Flussoase führt der Weg ins Dorf Zouala.
Ein unvergessliches Wüstenabenteuer steht anderntags auf dem Programm: Mit Jeeps geht es – teilweise auf der legendären Rallye-Strecke Paris-Dakar – zu den Sanddünen von Erg Chebbi, die zu den größten Marokkos gehören und im späten Sonnenlicht glutrot zu leuchten beginnen. Das Spektakel ist perfekt, wenn die Teilnehmer ihre exotische Unterkunft beziehen: befestigte Berberzelte, die mit vielen dicken Teppichen ausgelegt sind. Später am Abend werden im Camp zu traditioneller Musik marokkanische Spezialitäten aufgetischt, und das vehemente Gefunkel des Sternenhimmels in der trockenen Wüstenluft ersetzt das nachmittägliche Lichttheater.
Durch eine Geröllwüste verläuft die berühmte Straße der Kasbahs, die vor allem in der Dadès-Schlucht von stolzen Lehmburgen gesäumt wird. Wie die Requisiten eines Bühnenbildes scheinen sie unmittelbar aus den milchkaffeebraunen und rostroten Bergen zu wachsen und lassen immer wieder an Karl May denken. Durch diese Szenerie führt schließlich ein zweitägiges Trekking, bei dem Maultiere den Transport des Hauptgepäcks übernehmen. Auf ihrem bergauf und bergab schlängelnden Weg begleiten die Wanderer bizarre Felsformationen, sattgrüne Oasentäler und immer wieder die Festungsanlagen der Kasbahs. Dazu passt der Übernachtungsort am Abend: Er besteht aus der traditionellen Wohnhöhle einer Nomadenfamilie, in der die Reisenden willkommen geheißen werden und in der sie viel über den Alltag ihrer Gastgeber lernen können.
Anderntags liegen das für den Anbau Persischer Rosen bekannte „Tal der Rosen“ und die Garnisonsstadt Quarzazate – berühmt als Kulisse für monumentale Filme – auf der Route nach Ait Ben Haddou. Inmitten einer hypnotisch leeren Landschaft wirkt die riesige Kasbah, als hätte man mehrere Sandburgen in- und übereinander geschichtet – ein aus der Welt gefallenes und doch bewohntes Labyrinth, in dem man meint, gleich Lawrence von Arabien zu begegnen. Kein Wunder: Die Dreharbeiten des berühmten gleichnamigen Hollywoodfilms fanden ja auch hier statt.
Wer glaubt, mit Ait Ben Haddou den Höhepunkt der Reise bereits gesehen zu haben, täuscht sich. Der Weg zum Startpunkt für das nächste Trekking führt über den 2260 Meter hohen Tizi-n-Tichka-Pass und gilt als einer der beeindruckendsten Landstriche des an Attraktionen nicht eben armen Landes. Vom Ort Imlil aus geht es dann zwei Tage lang per pedes durch den Troubkal Nationalpark. Die Bewältigung des knapp 2500 Meter hohen Tizi Mzik-Passes, eine Rast am Tamsoult-Wasserfall oder ein abendlicher Pfefferminztee mit den Einheimischen eines Berberdorfs vor dem Zubettgehen sind herrliche Erlebnisse am ersten Tag der Tour. Doch auch der zweite ist ein Genuss: Er führt über den Tizi Oudid-Pass und durch eine atemberaubend schroffe, geheimnisvoll anmutende Bergwelt zum Ort Aguer Sioul, wo die Gruppe endgültig ihre Wanderschuhe auszieht.
Der Abschluss der Reise wird per Bus erreicht und verkörpert einen der größten Sehnsuchtsorte überhaupt: Marrakesch. Die Stadt hat viele grandiose Sehenswürdigkeiten – die Koutoubia-Moschee mit ihrem mächtigen Minarett etwa, die orientalische Pracht des El Bahia-Palastes oder die eleganten Ménara-Gärten. Das Wunderbarste an der Stadt ist jedoch ihr unvergleichlicher Sog, den sie rund um den riesigen Djemma el-Fna-Platz mit seinen unzähligen Händlern, Gauklern und Geschichtenerzählern entwickelt. Sich von ihm mitreißen zu lassen ist dringend geboten, denn wer hier gegen den Strom schwimmen wollte, wäre allzu schnell erschöpft. Das genießerische Taumeln durch Marrakesch dagegen ist so inspirierend wie alle anderen Reiseeindrücke aus diesem unvergesslichen Land.
Djoser bietet diese Reise ab 1395 Euro an. Inbegriffen sind Flug, Transfers und Übernachtungen. Die nächsten Termine im Jahr 2015 sind der 18. September sowie der 9. Oktober.
Heino Schütten
schuetten@pr-koeln.de