Es gibt Orte, an denen man dem Weltgeist näher kommt als anderswo. Orte, wo Altes schwindet und Neues entsteht und die Energie des Übergangs mit Händen zu greifen ist. Kuba ist so ein Ort. Seit im vergangenen November Fidel Castro starb, befindet sich das Land in der Schwebe. Was folgt auf den Máximo Líder?
Eine Zeit glücklichen Wohlstands? Oder eher eine Kommerzialisierung, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt Stück für Stück aufweichen wird? Solchen und anderen Fragen nachzuspüren, ist auch und vor allem für Jugendliche interessant, die in Kuba gerade zum ersten Mal Zeitgeschichte live erleben können. Das meint jedenfalls der Veranstalter Djoser, der in seinem Programm Djoser Junior eine Reise von 15 bzw. 20 Tagen Länge auf die Große Antilleninsel bietet, die speziell auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnitten ist.
Die erste Station Havanna führt gleich vor Augen, dass die Zukunft keineswegs ein Kind der Gegenwart sein muss – in der kubanischen Hauptstadt erwächst sie direkt aus der Vergangenheit. Deren spektakulärste Zeugen sind die immer noch herumkurvenden US-Straßenkreuzer aus den Fünfzigern, die mit den Fassaden um die eindrucksvollste Patina zu wetteifern scheinen.
Doch mittlerweile leuchtet Havanna immer häufiger in einem neuen Farbkleid. Sei es in der Flaniermeile Calle Obispo oder auf der Plaza Vieja, auf dem barocken Paseo de Martí oder entlang der wellenumtosten Uferpromenade des Malecón, wo geturtelt und gefeiert wird. Spätestens hier fällt dem Flaneur noch etwas auf: Anders als im Rest der Welt, glotzt in Kuba niemand auf sein Smartphone – es gibt schlicht kein verfügbares Internet.
Wer online gehen will, stellt sich darum in eine der Menschentrauben, die sich vor manchen Hoteleingängen bilden, und fragt nach dem Passwort für den WLAN-Zugang.
Was die Subtropen sind, haben die jungen Teilnehmer im Erdkundeunterricht gelernt. Auf dem Weg durch die westliche Provinz Pinar del Rio erleben sie es mit allen Sinnen. Schlanke Königspalmen, von Dschungeln überwucherte, sauriergleich aus dem Boden ragende Kalkfelsen oder der Besuch einer kolonialen Kaffeeplantage imponieren ebenso wie die steinzeitlichen Ochsenkarren, mit denen hier noch die Felder bestellt werden.
Es ist ein großer Spaß, per Fahrrad oder Pferd die Gegend rund um Viñales zu erkunden und ihre geheimnisvollen Höhlen zu durchmessen. Die Cueva del Indio hat sogar einen Fluss, den man mit einem Boot befahren kann. Das Ziel eines Tagesausflugs dagegen ist sonnengrell ausgeleuchtet: Die kleine Koralleninsel Cayo Levisa begeistert mit blütenweißen Stränden und türkisblauen Unterwasserwelten.
Im Ort Viñales übernachtet die Gruppe in einem der vielen Casas Particulares auf Kuba: Fast an jedem zweiten Haus prangt mittlerweile ein blauer Anker auf weißem Grund – das Zeichen kündet davon, dass hier Gästezimmer privat vermietet werden.
Während solche Initiativen zu Zeiten ökonomischer Engpässe unter Fidel Castro noch misstrauisch beäugte Ausnahmen waren, sind sie heute flächendeckende Boten einer neuen Zeit. Fest steht: Schöner und direkter kann man am kubanischen Alltag kaum teilhaben.
Anderntags geht es durch die Sierra del Escambray nach Cienfuegos. Große Teile der Stadt wirken, als habe sie ein Konditor aus Zuckerguss arrangiert. Dabei sind der babyblau getünchte Palacio de Ferrer mit all seinen Säulen, Türmen und Balustraden oder das cremefarben verputzte Tomás-Terry-Theater besonders luftige Beispiele für die Unbeschwertheit der kubanischen Bauweise.
Doch es geht noch besser: In Trinidad kommen sich Liebhaber einer aus der Zeit gefallenen Kolonialatmosphäre vor wie Kinder in einem Bonbonladen: Gelbe, rote und blaue, grüne, pinke und orangefarbene Häuser säumen krumme Straßen, ein Fenstergitter ist kunstvoller geschmiedet als das nächste, Esel klappern über schiefes Kopfsteinpflaster zwischen Kirchen und Museen. Von letzteren sollte man das Museo Municipal de Historia nicht verpassen:
Das Stadthaus eines Zuckerbarons zeigt eindrücklich, für welche Pracht die Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen rund um die Stadt im 18. und 19. Jahrhundert schuften mussten. Wer sich ein genaueres Bild davon machen möchte, kann im nahen Valle de los Ingenios Dutzende von kleinen Zuckermühlenruinen besichtigen. Der Clou: Der Trip dorthin geschieht mit einer alten Diesellok.
Auf typisch kubanische Art reist man dann in den Nationalpark Topes de Collantes – nämlich teilweise auf der Ladefläche eines Lastwagens. Und ähnlich rustikal geht es weiter, denn geschlafen wird hier in Zelten. Gut möglich, dass der eine oder andere eine Zeitlang braucht, bevor er im Schlafsack einnickt – zu aufregend sind die riesigen Eukalyptuswälder, die exotische Kakophonie der ungewohnten Vogelstimmen oder die donnernden Wasserfälle.
Dazu zählt auch der berühmte Salto de Caburní, der so paradiesisch in sein smaragdgrünes Becken stürzt, dass man sich beim Schwimmen in ihm wünscht, die Daheimgebliebenen könnten einem zusehen.
Nach einem Zwischenstopp im hübschen Santa Clara, wo die Revolutionsikone Che Guevara in einem monumentalen Mausoleum beigesetzt ist, erreicht die Gruppe Varadero. Ein perfekter Abschluss: Sand kann nicht weißer leuchten und Wasser nicht blauer funkeln, als an den breiten Gestaden des weltberühmten Badeorts.
Er hat nur einen Nachteil: Wer einmal in diesem schier überirdischen Farbgewitter geschwommen ist, wird für fast jeden anderen Strand der Welt verloren sein. Aber das ist es wert.
Djoser bietet die beschriebene 20-tägige Reise für Erwachsene ab 2395 Euro, für Kinder unter 12 Jahren ab 2195 Euro an. Die Termine im Jahr 2017 sind der 22. und der 29. Juli sowie der 2., 5., und 12. August. Die 15-tägige Reise kostet 1995 Euro für Erwachsene und 1845 Euro für Kinder und startet dieses Jahr am 4. Juni, am 21. Oktober und am 23. Dezember. Inbegriffen sind Flüge, Transfers und Übernachtungen.
Über Djoser Reisen
Der Anbieter von Gruppenreisen Djoser wurde 1992 gegründet und ist auf Fernreisen spezialisiert. Alle Angebote kombinieren das Abenteuergefühl und die Freiheit von Individualreisen mit der Organisation und der Sicherheit, wie sie für Studien- und Erlebnisreisen typisch sind. Darüber hinaus gibt es seit 2007 auch Djoser Junior. Das Programm bietet eine deutschlandweit einmalige Fülle an Fernreisen speziell für Familien mit Kindern zwischen fünf und 15 Jahren.