Der Maler Rainer Magold kann auf unzählige Ausstellungen im In- und Ausland zurückblicken. Von Italien nach Polen, von Brasilien über Japan nach Dänemark, China, den USA, Israel... die Liste ist lang. Zu lang, um sie in aller Fülle hier darlegen zu können.
Seine Biografie ist aufs Engste verbunden mit großen Namen der Kunstgeschichte: Elvira Bach, Markus Lüpertz oder Joseph Beuys. Auch dem Maler Magold gebührt ein fester Platz in der Kunstgeschichte.
Rainer Magold - Über die Kunst
Ernst Cassirer schrieb in seinem, 1944 im amerikanischen Exil entstandenen Text „An Essay on Man“ folgendes: „Die Wissenschaft gibt uns Ordnung im Denken; die Moral gibt uns Ordnung im Handeln; die Kunst gibt uns Ordnung in der Auffassung der sichtbaren, greifbaren und hörbaren Erscheinungen.“1
Die Kunst vermag also, folgt man Cassirer, ganz andere Ordnungen, oder wie ich ergänzend hinzufügen möchte, Erfahrungen zu bieten.
Gerade in der heutigen digitalen, schnelllebigen Zeit, ist es vor allem die Kunst, die Beständigkeit schafft und sozusagen als Regulativ wirksam werden kann. Genau diese Möglichkeit der Beständigkeit macht Kunst heutzutage zu einer der beliebtesten Kapitalanlagen überhaupt. Wer die Kunst aber ausschließlich als solche betrachtet, der würde sie missverstehen.
Denn ihre Beständigkeit schafft sie gerade erst durch ihr Potenzial, andere Erfahrungen zu schaffen. Sie kann Momente der Entschleunigung, der Sinnlichkeit, der Überraschung bieten. Sie erlaubt uns eine alternative Sicht auf die Dinge, die uns umgeben.
Die Malerei Magolds
Gerade die Gemälde Magolds können dem Betrachter die oben genannte Sichtweise ermöglichen. Ich würde sein Werke gerne als „Manifestationen des Sinnlichen“ bezeichnen. Denn sie bieten uns Farben und Formen, in die wir vollends mit unserem geistigen Auge eintauchen können; beispielsweise kräftiges, Energie geladenes Rot, kühles, beruhigendes Blau, mysteriös, transzendent scheinendes Schwarz, sattes Grün... All diese Farben bieten Emotionen. Sie wecken Assoziationen, welche auch viel über unsere kulturelle und soziale Prägung verraten können – und auch über unsere persönlichen Leidenschaften.
Mit den großen Künstlern verbunden
Rainer Magold trägt die Farben in expressionistischer Manier, mit breitem und schnellen Pinselduktus auf. Man kann ihn daher durchaus als Expressionisten bezeichnen. Tut man dies aber, so darf man es nicht falsch verstehen. Es geht in seiner Malerei nicht darum, einen Stil vom Anfang des 20. Jahrhunderts zu adaptierten oder gar zu kopieren. Seine Gemälde haben nur eine marginale Verwandtschaft mit den Werken von Künstlern wie Ernst Ludwig-Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff oder Erich Heckel.
Am ehesten könnte man ihn noch in die Nähe zu Emil Nolde, Gabriele Münter oder Marianne von Werefkin bringen. Dies aber nicht unbedingt aus stilistischen Gründen. Während eines Telefonats sagte mir Rainer Magold, dass der Expressionismus für ihn kein Stil sei. Einen solchen Stil gebe es gar nicht. Vielmehr ist es eine Lebenseinstellung. Der Expressionismus also als Lebenseinstellung?
Wie Münter, Nolde oder Werefkin treibt auch den Maler Magold eine große, fast intime Begeisterung für seine Sujets an. Und genau darin liegt ja auch die Crux des Expressionismus: Er ermöglicht es einem jedem Maler und einer jeden Malerin den ganz eigenen Stil zu finden, die eigenen Motive zu finden, die eigenen Farben und auch den eigenen, persönlichen Pinselstrich. In diesem Sinne ist der Expressionismus eine höchst individualistische Ausdrucksweise und, wie Rainer Magold richtig sagte, kein Stil per se.
Es geht in seiner Malerei nicht um konzeptuelle Überlegungen an theoretische Diskurse der Malerei, auch wenn man seinen Werke eine starke philosophische Tiefe nicht absprechen kann. Vielmehr ist das Thema der Bilder schlicht und einfach: Leidenschaft! Und ich denke, dass man wohl behaupten darf, dass man diese Leidenschaft seinen Gemälden anmerkt.
Wer offen ist für die Malerei, wer bereit ist sich auf sie einzulassen, der- oder diejenige wird diese starke Emotion wohl nachvollziehen können. Denn genau das ist es ja, was die Kunst ausmacht. Bereits der Philosoph Martin Heidegger konstatierte, dass das Kunstwerk zwar immer auch Material sei, dass es ein Kunstwerk immer auch ein Ding sei. Anders als aber „Zeug“, kann es nicht reduziert werden auf eine Dienlichkeit, auf sein Wozu, sondern weist immer auch über die bloße Materialität und eine mögliche Nützlichkeit hinaus.
Kunstwerke lassen Wahrheiten erschließen, oder wie Heidegger es sagte: Das Kunstwerk definiert sich durch das „Sich-ins-Werk-Setzten der Wahrheit“.2 Letztlich konstatiert ein Kunstwerk ein Da-Sein, und das macht es zu einem idealen Ort, um sich und seine Umgebung in einer anderen Form zu betrachten.
Die Motive Magolds
Die Themen, die Rainer Magold behandelt, sind äußert vielfältig. Was diesen Aspekt angeht, lässt er sich nicht einschränken. In seinem umfangreichen Oeuvre tauchen Landschaften, schöne Frauen, mythologische Themen, Heroen, abstrakte Gemälde aus Pech und auch zahlreiche Porträts auf.
Unter Letzterem sind viele bekannte Persönlichkeiten zu finden: die schöne und gleichzeitig tragische Marilyn Monroe, die Sängerin Tina Turner, die elegante und mysteriöse Coco Chanel, der in sich gekehrte, rot erstrahlte Mahatma Ghandi oder auch der müde Charlie Chaplin. Man könnte fragen: „Wie passt all das zusammen?“.
Rainer Magolds Motivwahl basiert auf seinem Interesse für die dargestellten Persönlichkeiten. Doch eines haben sie alle gemein: Sie alle besitzen eine enorme Ausstrahlung, Charisma oder genießen eine aufgeladene, zwiegespaltene Meinung in der Bevölkerung. Alle haben sich durch Leistung und Mut hochgearbeitet. Dieser Ehrgeiz beeindruckt Magold. Doch alle die Bilder zeigen auch eine andere Seite.
Marilyn Monroe galt als Sex-Symbol
Doch hinter dieser Fassade war sie auch eine traurige Person. Auch Magolds Gemälde „Der Papst trägt Prada“ zeigt zwei Seiten ein und derselben Medaille. Der Titel verweist auf den Kinofilm: „Der Teufel trägt Prada“, dargestellt wird Papst Benedikt XVI in einem grell rötlichen Ton, was ihm fast diabolische Züge verleiht. Im gleichen Zuge verweist der Titel auch auf eine reale Begebenheit, auf die roten Schuhe, welche der Pontifex bei einem öffentlichen Auftritt trug.
Lange kursierte das Gerücht, dass es ein Paar des Modehauses Prada sei. Magolds Bilder haben also immer mehrere Ebenen, immer auch einen doppelten Boden. Dazu passt auch, dass viele der Gesichter Risse in der Malschicht aufweisen. Diese Krakelee sollen aber nicht als kritische Hinterfragungen der gezeigten Prominenten verstanden werden. Vielmehr soll die Fragilität der Seele, das Menschliche an ihnen betont werden.
Es sind diese inneren Dualismen oder besser: diese innere Dialektik, die Magolds Bilder aufladen und mit Bedeutung versehen. Welche der verschiedenen, angedeuteten Ebenen der Betrachter erkennt, das bleibt offen. Denn auch wenn der Maler seine Gemälde aus einem inneren Schaffenstrieb heraus herstellt, so ist es letztlich immer der Betrachter, der die Bilder vollendet.
Um noch einmal zurückzukommen zu den diversen Themen. Für seine Malerei schöpft der Maler frei aus einem riesigen, niemals endenden Pool an Bildern und Motiven der realen Welt. Das ist auf keinen Fall selbstverständlich! Nach dem Zweiten Weltkrieg etwa war lange kein Platz für die gegenständliche Kunst. Alle Formen und Möglichkeiten der abstrakten Kunst wurden durchexerziert.
An den 1960er Jahren aber wurde der Ruf einiger junger, vielleicht radikaler Künstler nach einer Rückbesinnung auf die Gegenständlichkeit immer lauter. Hier sind Namen zu nennen wie Georg Baselitz, Eugen Schönebeck, Markus Lüpertz, Gerhard Richter oder eben auch Rainer Magold.
Das neue an dieser Malerei war, dass diverse Möglichkeiten der Gegenständlichkeit ausprobiert wurden. Themen wurden spielerisch, manchmal ironisch, manchmal symbolisch in die Malerei übertragen. Es wurde häufig mit neuen Materialien experimentiert. Sigmar Polke etwa experimentierte mit giftigen Chemikalien, Anselm Kiefer applizierte Blech, Eisen und andere Stoffe auf seine Leinwände und Rainer Magold experimentiert seit über 30 Jahren mit Pech.
Diese Bilder gehören zu seinen abstrakten Arbeiten. Ähnlich wie Gerhard Richter will sich auch er nicht für das eine oder das andere entscheiden. Und das ist das Schöne an der heutigen Kunst. Bildende Künstler müssen sich nicht mehr festlegen. Darüber hinaus bedürfen die Pechbilder keiner Motivik. In ihrer Wirkung, ihrer beinahe skulpturalen Gestalt, sind sie so aufgeladen und intensiv, dass es keiner Farben und keiner Motive bedarf.
Aber auch die gegenständliche Objekte sind keine Nachahmungen von Realität. Wie schon deutlich wurde, versucht Magold etwa die bekannten Persönlichkeiten nicht in der realen, medial mediatisierten Gestalt dazustellen. Vielmehr ist die Malerei eine Realität für sich.
Häufig sind dien Dargestellten Personen der heutigen Populärkultur. Ähnlich wie die Künstler der Popart, Andy Warhol oder Roy Lichtenstein, bringt er Bekanntes in seine Bilder ein. Die Zutrittsschwelle ist daher für den Betrachter nicht hoch. Alles Bekannte wird gerne betrachtet, wir kenne es, wir haben unsere Meinung dazu. Genau das ist aber der Trick der Bilder und das macht sie so spannend.
Denn wenn wir ohne Scheu auf das Bild zugehen, ist dies der erste Schritt in die wunderbare Welt der Formen und Farben, der Leidenschaften und Emotionen. Erst bei näherer Auseinandersetzung entdecken wir die inneren Dualismen, tauchen ein in die innere Dynamik der Gemälde, und wenn alles gelingt, springt der Funke auf uns über.
Diese Vorgehensweise hängt eng mit Rainer Magolds persönlichem Interesse zusammen. Es liegt in seinem humanistischen Werdegang begründen, dass er mit seiner Kunst nicht nur abbilden oder kommentieren will, sondern dass er mit seiner Kunst auch etwas erreichen, etwas ändern möchte. Dieser vielleicht anthroposophische Gedanke ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Hierzu braucht es Zeit und Ruhe und fordert die sinnliche Auseinandersetzung mit den Bildern.
Dann können wir verstehen, dass der Mensch Freiräume braucht, geistige und emotionale Freiräume, und dass es eben Kunst ist, die uns diese Freiräume schaffen kann. Erfahren wir diese Freiräume durch die Kunst, kann es uns helfen, um es mit Cassirer zu sagen, „Ordnungen in der Auffassung der sichtbaren, greifbaren und hörbaren Erscheinungen“ zu schaffen.
Marco Hompes
1 Ernst Cassirer: Versuch über den Menschen. Meiner Verlag, Hamburg 2007, S. 257
2 Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerks“, Reclam Verlag, Leipzig 1960, S.33
3 Tatsächlich aber stammten die roten Schuhe vom Designer Adriana Stefanelli, der unter anderem auch Schuhe für den russisch-orthodoxen Patriarchen Alexij II oder den polnischen Politiker Lech Wałęsa entwarf.
In Karlsruhe geboren, ist Rainer Magold in einer Welt der modernen Malerei aufgewachsen. Sein Vater (Maler der Akademie der Bildenden Künste/München und Gründer der Südpfälzischen Kunstgilde) gab ihm vieles weiter, insbesondere das Talent, Emotionen, Lyrik und Meditation expressiv und abstrakt zu malen. Er ermöglichte es ihm vielen Künstlern in Deutschland und Frankreich zu begegnen. Schon früh begeisterte Magold sich auf Ausstellungen in Strassburg und Paris für Turner, Picasso, Jean Arp.
Dem folgten mit 17 Jahren Studienreisen nach München, Venedig und Rom. Einer ersten eigenen Ausstellung in London (1970) folgten Studienaufenthalte oder Ausstellungen in Italien, Marokko/Algerien/Tunesien, Sao Paulo/ Brasilien, Dänemark/Schweden, Frankreich/Holland/Belgien, China, Hongkong, Jugoslawien, Israel, Schweiz, Barcelona/Madrid, Österreich, Sri Lanka; zuletzt 2009 in Mannheim und Berlin.
Prof. Joseph Beuys bestärkte Rainer Magold in der„Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung e. V“ konsequent seinen eigenen unabhängigen Weg zu gehen. Er hat mit vielen international bekannten Designern und Künstlern gearbeitet; 2009 z. B. mit Elvira Bach, Prof. Thomas Hornemann (Berlin), Prof. Fritz Dickgiesser (Kunstakademie Düsseldorf) und Prof. Markus Lüpertz.
Sein Atelier war im Anwesen Barthélemy, seit über 200 Jahren eine Kraftquelle vieler internationaler Künstler. Dieser Tradition ist der Maler Rainer Magold verbunden. Schon früh entwickelte seine eigenen Methoden und Techniken. Er ist heterogen in seinen vielseitigen Techniken aber immer homogen und konsequent in der mystischen Thematik.
Nach 50 Jahren Erfahrung als Maler verbindet Rainer Magold den klassischen Deutschen Expressionismus mit abstraktem Expressionismus in seiner einzigartigen Handschrift, die in emotionalen Portraits und abstrakten Landschaften deutlich wird.
Seine Bilder hängen bei Kunstsammlern in der ganzen Welt, z. B. in Frankreich, Hongkong/China, Italien, London/Großbritannien, Wien, Salzburg/Ostereich, Sao Paulo/Brasilien, Lausanne/Schweiz, New York/USA.
Heute lebt und arbeitet er in der Südpfalz an der französischen Grenze.
Kontakt:
Salten Theater & Kunst Promotion
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