Violetta Valéry, eine gefeierte, schwindsüchtige Kurtisane der Pariser Halbwelt, erlebt, als sie Alfredo Germont kennenlernt, erstmals eine wirkliche Liebesbeziehung; Fotos: Annemone Taake
»Ich wünsche neue, große, schöne, abwechslungsreiche, kühne Stoffe. Kühn bis zum Äußersten, neu in der Form, und dabei gut komponierbar.«
Theater in Heidelberg
Die Erneuerung, nach der Giuseppe Verdi Anfang der 1850er-Jahre suchte, fand er im Menschen: im vielschichtig ausgeleuchteten menschlichen Wesen in seiner gesellschaftlichen Verankerung. Mit dem zeitgenössischen Stoff der Traviata hielt er dem Publikum gar einen direkten Spiegel vor: Violetta Valéry, eine gefeierte, schwindsüchtige Kurtisane der Pariser Halbwelt, erlebt, als sie Alfredo Germont kennenlernt, erstmals eine wirkliche Liebesbeziehung. Fortan lebt sie nur noch in ihrer Liebe – doch das erlaubt die Gesellschaft nicht: Weil ihre Beziehung die ganze Familie kompromittiere, fordert Vater Germont von Violetta, Alfredo zu verlassen.
Freunde der Kunst
Bereits den Tod vor Augen, beugt sie sich dem väterlichen Druck und stirbt bald darauf einsam und verarmt. Mit größter Schärfe und Zartheit zugleich beschreibt Verdi die gesellschaftliche Doppelmoral, unter der der Einzelne zusammenbricht. In der Konfrontation brillanten Konversationstons und innigster Seelensprache zeichnet er die Einsamkeit einer Frau, die daran zerbricht, dass eine Gesellschaft ihre Wünsche und Begierden an ihr stillt und sie aus ebendiesem Grund verstößt.
sonja.zirkler@ heidelberg.de