Not macht erfinderisch. Das haben sich im vergangenen Jahr auch einige Profisportler gedacht. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen zur Ausübung ihres Berufs haben sie eine neue Spielwiese gefunden, um sich und ihren Sport zu promoten:
Sie begannen damit, sich beim Zocken zu filmen und die Videos live auf der Plattform Twitch zu streamen. So erreichten sie ihre Fans und gaben ihnen neue Einblicke.
Charles Leclerc sorgt auf Twitch für Lacher
Beginnen wir beispielsweise mit Formel-1-Star Charles Leclerc. Der ehemalige Teamkollege von Sebastian Vettel kann im Vergleich zu anderen Sportlern seinen Beruf relativ leicht in die virtuelle Welt übertragen.
Dazu aber später mehr. Alles, was er dafür braucht, ist ein Gaming-PC oder eine Spielekonsole und ein Lenkrad. Dieses Equipment haben viele Rennfahrer zu Hause und nutzen es regelmäßig. Was einen von Leclercs Twitch-Streams so besonders machte, war ein kurioser Zwischenfall, der sich im Frühjahr 2020 ereignete.
Seine Freundin hatte die gemeinsame Wohnung verlassen, dabei aber ihren Schlüssel vergessen. Sie klingelte, was Charles aber nicht hörte, weil er Kopfhörer aufgezogen hatte. Seine Freundin wusste sich nicht anders zu helfen, als eine Kanalmitgliedschaft abzuschließen.
Danach ging alles schnell. Sie schrieb Charles eine Nachricht, der ihr die Tür öffnete. Bei den Voraussetzungen wussten natürlich schnell nicht nur seine Follower von der Aktion.
Der kleine Fauxpas sorgte nicht nur bei seinen Fans für Lacher. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie die Situation geendet wäre, wenn Leclerc offline gezockt hätte.
Fußballer zocken Shooter auf Twitch
Leclerc ist nicht der einzige Profisportler, der im Jahr 2020 damit begonnen hat, sich auf Twitch auszutoben. Auch Dele Alli, Spieler beim englischen Traditionsclub Tottenham Hotspur, zählt zu ihnen.
Er wagte sich dabei allerdings auf neues Terrain. Er wählte nicht etwa die Fußballsimulation Fifa aus, sondern den Survival-Shooter Fortnite. Der Brite erreichte schon mit seinen ersten Streams bis zu 40.000 User auf seinem Kanal.
Das Game ist auch bei den deutschen Stars beliebt. Im Dezember desselben Jahres nahmen unter anderem Timo Werner, Marco Reus und Kai Havertz an einem Fortnite-Turnier teil und schlugen sich dabei nicht schlecht.
Sie gaben später zu, auch privat immer wieder gerne einige Stunden vor der Konsole und dem Gaming-PC zu verbringen. Kein Wunder, sonst hätten sie bei dem Wettbewerb auch schlechter abgeschnitten. Anders als ihre Sportkollegen streamen sie allerdings (noch) nicht auf Twitch.
Schon vor dem Ausbruch der globalen Pandemie waren einige internationale Stars im Streaming-Business aktiv. Neymar und der ehemalige deutsche Nationalspieler Mesut Özil gehörten schon vor einigen Jahren zu den Vorreitern. Bei ihnen waren Call of Duty beziehungsweise Fortnite die Favoriten. Klar ist:
Der eSport-Sektor boomt wie nie zuvor. Längst werden Spiele auf TV-Kanälen wie Sport1 übertragen, auch Sportwetten auf eSports sind gang und gäbe und werden immer beliebter.
Warum sich viele Fußballer nicht nur auf Games ihrer Sportart beschränken, wenn sie zocken, könnte damit zusammenhängen, dass das Fußballspielen an der Konsole keine Gemeinsamkeiten mit dem auf dem realen Platz hat.
Es sind ähnliche Fingerfertigkeiten wie bei Shootern gefragt, schließlich werden die Spieler mittels eines Gamepads gesteuert. Damit unterscheidet sich beispielsweise die Fifa-Reihe nur geringfügig von Shootern.
Auch Traditionsclubs im eSport vertreten
Das ist bei Rennfahrern anders. Natürlich können sie zu Hause nicht nachempfinden. Die äußeren Einflüsse wie der Wind oder die auf den Körper wirkenden Kräfte lassen sich nicht simulieren.
Doch viele von ihnen sagen, dass sie durchaus etwas vom Gaming lernen können: Nämlich das Verhalten in unterschiedlichen Rennsituationen.
So kommt es beim Start auf schnelle Reaktionen und bei Überholmanövern auf eine taktische Fahrweise an. Mit Games wie iRacing und Assetto Corsa können Formel-1-Fahrer und ihre Racing-Kollegen ihre Grenzen ausloten und auch mal überschreiten, ohne, dass dabei gefährliche Situationen bestehen.
Leclerc ist nicht der einzige rennfahrende Twitch-Streamer. Zahlreiche Rennfahrer wie Lando Norris (Formel 1/McLaren) und Romain Grosjean (IndyCar/Dale Coyne) sind ebenfalls mit ihren Videos auf der Plattform vertreten.
Wie wichtig eSports inzwischen ist, zeigen die Gaming-Abteilungen, die unter anderem in Fußball-Clubs gegründet worden. Auch bei ihnen ist die eigentliche Sportart zum Teil nur ein Standbein.
So sind die Spieler des eSports-Kaders von Schalke 04 neben Fifa und Pro Evolution Soccer auch bei League of Legends am Start.
Die Turniere werden natürlich auch live übertragen - aber nicht nur auf Twitch, sondern auch auf allgemeineren Plattformen, bei denen der eSports nicht im Vordergrund steht.
Die Macher von Fortnite haben das Potenzial ihres Games in der Welt des Sports erkannt. Inzwischen gibt es mehrere Crossover, in denen die Charaktere in Outfits von Fußballern und Footballern in der virtuellen Spielewelt vertreten sind.