Kim Jiyoung ist ein Mädchen, dessen Großeltern sich einen Jungen gewünscht hatten; eine Tochter, deren Vater sie dafür verantwortlich macht, wenn sie belästigt wird; die perfekte Angestellte, die trotzdem nicht befördert wird; eine Ehefrau, die ihren Beruf aufgibt für ein Leben als Hausfrau und Mutter, die sich plötzlich seltsam benimmt.
„Kim Jiyoung, geboren 1982“ ist der literarische Sensationserfolg aus Südkorea. Weltweit millionenfach verkauft, entführt uns ihre Geschichte in das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea, die eine männlich geprägte Feindlichkeit erlebt, wie sie unter Umständen archetypisch ist.
„Kim Jiyoung, geboren 1982“ hat 207 Seiten und ist der erste Roman der Drehbuchautorin Cho Nam-Joo und hoffentlich nicht ihr letzter, denn der Autorin gelingt es mit einer unheimlichen Leichtigkeit, kollektive Erfahrungen, die oftmals im Dunkeln bleiben, greifbar zu machen.
Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch (www.kiwi-verlag.de), kostet „Kim Jiyoung, geboren 1982“ 18 Euro.
Ebenfalls ein Debütroman ist das Buch „Mado“ des Theatermannes Wolfgang Franßen und erzählt eine ebenso beeindruckende Geschichte, wie die der Kim Jiyoung: Mado Kaaris ist inmitten von Gewalt aufgewachsen und flieht nach Paris, wo sie ein neues Leben erhofft.
Nachdem sie ihren Freund, der sie aus Eifersucht einsperrt, erschlägt und wieder zurück in die Bretagne kehrt, um dort unterzutauchen, gerät sie erneut in ein Strudel von männlicher Vorherrschaft und Macht und beschließt, sich dagegen ein für allemal zu wehren.
Sie will nicht länger in einer Welt leben, in der Männer vorgeben, wie eine Frau zu sein hat.
Dass der Autor vom Theater kommt, spürt man bei jeder Seite seiner Geschichte, da diese von visueller Kraft nur so strotzt, den Leser immer im Auge behält, ohne dabei die Authentizität der Protagonistin zu verlieren.
„Mado“ hat 372 unheimlich wuchtige Seiten, kostet 22 Euro und ist im EuropaVerlag (www.europa-verlag.com) erschienen. Beide hier vorgestellten Roman gehören meiner Überzeugung nach zu den Highlights des literarischen Frühlings.
Sönke C. Weiss
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