„Der Besuch der alten Dame“, „Die Physiker“ oder „Grieche sucht Griechin“ - wer wie ich als Jahrgang 1967 die Schule besucht hat, kam im Deutschunterricht nicht an Friedrich Dürrenmatt vorbei und war oftmals wenig begeistert, obwohl sein Werk schon zu Lebzeiten von Erfolg gekrönt war.
Erst während meines Studium der angewandten Theaterwissenschaften begriff ich, dass dieser Dramatiker einer der faszinierendsten Autoren des 20. Jahrhunderts war.
Ein Genie des Erzählens, auf gleicher Stufe wie Bert Brecht, das es verstand, sein Publikum mit abgründigen Parabeln und spannenden Kriminalgeschichten zu fesseln.
Denken Sie nur an das noch heute atemberaubende Stück „Es geschah am hellichten Tag“, das 1958 mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe verfilmt wurde.
Darüber hinaus wurden seine Werke auch in Hollywood verfilmt. Wie zum Beispiel „Das Versprechen“ von Sean Penn mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Das Genre des Kriminalfilms zehrt bis heute von seinen Ideen und Einfällen. Was auch für die Bühne gilt.
Der Schweizer Dürrenmatt (1921 - 1990) kombinierte die Formen der Theatergeschichte von der antiken Tragödie bis hin zur modernen Salonkomödie virtuos und gestaltete daraus sein eigenes Welttheater.
Wer nun aber der Mann hinter dem Künstler war, das beschreibt Ulrich Weber in seinem faszinierenden Buch „Friedrich Dürrenmatt - Eine Biografie“, das jetzt bei Diogenes (www.diogenes.ch) herausgekommen ist und 28 Euro kostet.
Weber erzählt vom kometenhaften Aufstieg des Pfarrersohns aus dem Emmental zum weltberühmten Schriftsteller mit Millionenauflagen und von den vielen kleinen und großen Brüchen in seinem Leben, die ihn immer wieder dazu zwangen, sicher neu erfinden.
Das Buch ist sozusagen eine Neuentdeckung Dürrenmatts, ein barocker Dichterfürst, der großzügig Hof hielt, seinen erschriebenen Reichtum und seine epikureische Ader mit einem ebenso unerschöpflichen wie exquisiten Weinkeller zelebrierte.
Auch wenn „Friedrich Dürrenmatt - Eine Biografie“ grundsätzlich die Arbeit eines Literaturwissenschaftler ist und das Werk des Künstlers im Mittelpunkt der 752 Seiten steht, führen uns die zahlreichen Mosaiksteine des Lebensweges Dürrenmatts tiefer in seine Literatur hinein und lassen uns die „Marke“ Dürrenmatt besser verstehen.
Sönke C. Weiss
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