Auch schon lange her. Liane Bednarz ist vollkommen sprachlos. "Der Umblätterer" (nominiert für den Grimme Online Award 2010) hat ihren Essay zur klassischen Literatur in der Tagespost vom 17. Oktober 2013 in sein Ranking "Der Goldene Maulwurf - Best of Feuilleton 2013" aufgenommen.
Es gibt sogar eine Laudatio auf ihren Artikel. Für die Freunde der Künste hat Liane Bednarz wunderbare Theater -, Konzert -,und Literatur-Kritiken geschrieben, die Sie alle unten aufgeführt noch mal lesen können.
Zu der Inszenierung von Anna Bergmann schrieb Liane Bednarz:
Der Tod im Brackwasser - Morbidität am Wiener Akademietheater
"Anna Bergmann gelingt in Wien das Kunststück, aus einem zwar subtil psychologisierenden, aber handlungsarmen, selten gespielten Stück ein Psychodrama um eine Wahnsinnige zu machen, die am Tod des Kindes, einer langweiligen Ehe und - gleich einer im Fjord gestrandeten Nixe - am Verlust des offenen Meeres zugrunde geht. Der Preis, den die Regisseurin dafür zu zahlen bereit ist: fehlende Text- bzw. Handlungstreue beim Plot".
Zu Sebastian Kreyers Inszenierung: Ibsens „Gepenster“ am Münchner Volkstheater mit bemerkenswertem Unernst
"Tragödien, die wie Ibsens „Gespenster“ zu Klassikern wurden, verdanken diesen Umstand so gut wie immer dem kraftvollen Sog, den ihre Dialoge entfalten. Ganz besonders verschlingend ist dieser, wenn die Szenerie zu Beginn idyllisch erscheint, sich dann aber zunehmend dunkle Passagen in den Text hineinmischen, die das Leidenskarussell der Protagonisten schneller und schneller ankurbeln".
Buchbesprechung von Liane Bednarz: „Die Apokalypse nach Richard. Eine festliche Geschichte.“ von Matthias Matussek
"Richard und Waltraud verkörpern bei Matussek emotionale Stabilität, Glaubensfestigkeit und große Stetigkeit. Eine, nennen wir es, Lebensunverzweiflung, die selten geworden ist. Zu idealisiert, zu verklärt? Lebensbrüche und seelischen Schmerz gab es schließlich schon immer, keine Generation ist frei davon. Sicher, aber fraglos zugenommen hat heute eine große Rastlosigkeit, haben Quantität und Qualität der Lebensbrüche".
Konzert-Kritik von Liane Bednarz - Depeche Mode begeistern im Münchner Olympiastadion mit neuen Klängen.
"63.000 zieht es ins Münchner Olympiastadion. Nicht einmal das zeitgleich im Fernsehen übertragene DFB-Pokalfinale sorgt für leere Ränge, obwohl es für den Bayerischen Rekordmeister an diesem Abend immerhin um das mögliche „Triple“ ging. Depeche Mode spielen eben in ihrer eigenen Liga.
Für sie gilt, um einen ihrer Hits zu zitieren, bei jeder Tour: „Everything counts in large amounts“. Weil sie einzigartig sind, weil sie ihr Publikum jedes Mal erneut in ihren Bann ziehen. Und so singen auch an diesem Juni-Abend Zehntausende jeden Vers mit, verströmen Hingabe, Begeisterung, Leidenschaft".
Auch Dr. Nike Wagner wurde von Liane Bednarz für die Gesellschaft Freunde der Künste Interviewt.
Dr. Nike Wagner, aufgewachsen in Bayreuth, ist Ururenkelin des Komponisten Franz Liszt, Urenkelin von Richard Wagner und Tochter Wieland Wagners.
Auszug aus dem Interview:
Liane Bednarz: "Robert Wilson hatte im Vorfeld der Premiere gesagt, dass Religion nicht auf die Bühne gehöre und sich deshalb stattdessen für das jetzige Konzept entschieden. Inwieweit hat dieses aus Ihrer Sicht die Religiosität bzw. den spirituellen Inhalt des Stücks zum Ausdruck gebracht"?
Dr. Nike Wagner: "Religion gehört in die Kirche bzw. in die Innerlichkeit der Menschen. Auch wenn sich die Kunst zur Dienerin religiöser Inhalte macht, tritt auf der Bühne immer ein fremdes, die Imagination in Bilder pressendes Moment hinzu. Damit muß man umgehen. Kunst muß auf eigene Weise bewegen und die spirituelle Stimmung, die durch die Musik hervorgerufen wird, verstärken.
Das Problem besteht dann aber darin, daß die geistigen Inhalte nicht durch Bilder verdoppelt werden sollte; das wäre banal. Wilsons abstrakte Bildersprache erfüllt diese schwierige Aufgabe meiner Meinung nach wunderbar. Daß nur zum Kreuzestod Christi ein konkretes Bild gezeigt wird, das langsame Sterben eines Tieres, hebt die Situation ins Allgemein-Kreatürliche, beweist auch eine gewisse Schamhaftigkeit gegenüber der überbordenden Ikonographie von Christi Kreuzestod durch die Jahrhunderte.
Daß wir zuerst durch die medienkünstlerische Hölle unserer Tage wie durch ein „Purgatorium“ hindurch müssen, steigert die Wirkung der Stille im eigentlichen Raum und die Konzentration auf das Wesentliche des Oratoriums".
1. Özlem Gezer (Spiegel)
2. Andreas Puff-Trojan (Standard)
3. Sascha Lobo (FAZ)
4. Wilfried Stroh (Abendzeitung)
5. Simone Meier (SZ)
6. Claudius Seidl (FAS)
7. Liane Bednarz (Tagespost)
8. Margarethe Mark (Zeit)
9. Peter Unfried (taz)
10. Joachim Lottmann (Welt)"
"An Büchners 200. Geburtstag nun veröffentlichte Liane Bednarz unter einem kecken Ritter-Sport-Werbeslogan-Allusions-Titel im Feuilleton der Würzburger »Tagespost«, der »Katholischen Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur«, einen ganzseitigen und in jeder Hinsicht himmlischen Artikel über die Bedeutung der Klassiker im Allgemeinen."
7. Liane Bednarz
Literarisch, klassisch, gut. In: Die Tagespost, 17. 10. 2013. S. 9.
Die Laudatio:
Marcel Reich-Ranicki fällte über Goethe dereinst das mehr oder weniger bis heute gültige Urteil: »Er war ein sehr begabter Autor«. An Büchners 200. Geburtstag nun veröffentlichte Liane Bednarz unter einem kecken Ritter-Sport-Werbeslogan-Allusions-Titel im Feuilleton der Würzburger »Tagespost«, der »Katholischen Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur«, einen ganzseitigen und in jeder Hinsicht himmlischen Artikel über die Bedeutung der Klassiker im Allgemeinen.
Büchner selbst kommt aufgrund seiner religiösen Zweifel eher am Rande vor und hatte ja in diesem Jahr auch insgesamt wenig Glück. Die sich in ihrer Rolle als Literaturbetriebsulknudel einen Tick zu sehr gefallende Sibylle Lewitscharoff hat es sogar fertiggebracht, in ihrer Dankesrede zur Verleihung des Büchnerpreises Büchner nicht nur, MRR lässt grüßen, »das begabte Bürschle« zu nennen, sondern sich für den Büchnerpreis mit ihrer bemüht-aufrührerischen, pseudo-uneinverstandenen Haltung selbst zu disqualifizieren: »Anmerken möchte ich gleich, daß mir der Theaterautor Büchner wenig bedeutet.
« Liane Bednarz also fragt, woher die ungebrochene Faszination für die Klassiker (u. a. der von Papst Franziskus gern zitierte Hölderlin, aber auch Dante, Eichendorff, Chesterton, Bernanos sowie, warum auch nicht, Evelyn Waugh) rühre und kommt zu dem Schluss: Der Grund liege in ihrem »Klassikersein«. Was irgendwie tautologisch klingt, ist nichts weniger als die These (die von Deutschlehrern erst noch falsifiziert werden müsste), dass Klassiker generell gut gefunden werden.
Für die zeitgenössische Literatur, so stellt Liane Bednarz fest, gilt das aber nicht: »Wer die Internet-Seite ›www.perlentaucher.de‹, auf der Rezensionszitate aus den Leitfeuilletons zusammengestellt werden, regelmäßig studiert, weiß, dass ein Roman höchst selten einhellig gelobt wird.« Es sei denn, versteht sich, wir warten einfach noch die nächsten zweihundert Jahre ab.
Gottfried Böhmer
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