11.01.2021 Und wo kommst du eigentlich her?

Der Begriff „afropäisch“- Eine Reise durch das schwarze Europa

von: GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Der Begriff „afropäisch“ stammt ursprünglich von der belgisch-kongolesischen Musikerin Marie Daulne. Er steht für afrikanische Menschen, die in Europa leben.

Schätzungsweise 30 Millionen. In seinem gleichnamigen Buch reist der britische Autor Johnny Pitts, Sohn eines schwarzen Musikers und der Tochter eines weißen Stahlarbeiters, in einem Zeitraum von fünf Monaten nach Paris, Brüssel, Berlin, Amsterdam, Stockholm, Moskau, Marseille und Lissabon, um zu erfahren:

Wie ist es schwarz und gleichzeitig Europäer zu sein? Folgende Frage motivierte ihn zu diesem Buch: „Und wo kommst du eigentlich her?“

Auf 461 Seiten gelingt es ihm auf ganz außergewöhnliche Weise, Reportage und literarisches Essay so zeitgemäß zu verknüpfen, dass er die postkoloniale Realität lebendig werden läßt, die es in der Tat gibt, über die die wenigsten aber reden oder wahrhaben wollen. Insbesondere der Berlin-Teil hat mir sehr gut gefallen.

Insbesondere seine vielsagenden Beschreibungen der angeblich „offenen“ Kultur dort, die letztendlich aber verschlossen bleibt, so man/frau nicht der zumeist linken Gesellschaftsgruppe angehört, politisch, modisch, verbal.

„Afropäisch - eine Reise durch das schwarze Europa“ ist ein leidenschaftliches Buch, das eine Welt sichtbar macht, die vielen von uns verschlossen bleibt, schlußendlich ist Europa zum größten Teil ein weißer Kontinent, den aber auch und insbesondere Schwarze mit geprägt haben, ob es der Schriftsteller James Baldwin war, ghanaische Rastafarians oder die ehemalige Patrice-Lumumba-Universität in Moskau.

Aber auch der alltägliche Rassismus spielt in Pitts’ Buch eine tragende Rolle. 2021 erhält er dafür den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Absolut wohl verdient. Erschienen bei Suhrkamp (www.suhrkamp.de), kostet „Afropäisch“ 26 Euro.

Sönke C. Weiss

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