Reden ist silber, Schreiben ist gold

21.07.2022 Gegen Stereotype

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Als „Odo“, so auch der gleichnamige Titel dieses wunderbaren Bilderbuches, eines Tages auf der Geburtstagsfeier ihrer Freundin eine schwarze Puppe sieht, ist sie völlig begeistert.

Für ihren sehnlichsten Wunsch ist Odo bereit, einen beschwerlichen, aber auch lehrreichen Weg einzuschlagen. In Ghana, wo auch die zweite Bilderbuch-Geschichte spielt, wird ein kleiner Junge geboren.

Zwei strahlende Augen blinzeln im Licht, zwei kleine Füße öffnen und schließen sich, aber nur ein starkes Bein strampelt.

„Emmanuels Traum“ ist die inspirierende wie wahre Geschichte des Emmanuel Ofosu Yeboah, der - mit nur einem starken Bein- unglaubliche 645 Kilometer durch Ghana in Westafrika radelte, um seine eindringliche Botschaft zu verbreiten:

Behinderung bedeutet nicht Unfähigkeit.

Die Heldin Odo und der Held Emmanuel sind keine schablonenhaften Darstellungen schwarzer Kinder in Afrika. Sie sind keine „Problemkinder“, sondern Heldinnen und Helden mit ganz besonderen Fähigkeiten.

Und beiden Kinderbüchern gelingt es gerade über diese Diversität, stereotypische Sichtweisen zu reduzieren, entgegen einer oftmals eingeschränkten Weltsicht.

„Odo“ von Dayan Kodua hat 40 Seiten und kostet 14,95 Euro, „Emmanuels Traum“ von Laurie Ann Thompson und Sean Qualls ebenfalls 40 Seiten für 16,95 Euro.

Beide Bücher kommen aus dem Gratitude Verlag (www.gratitudeverlag.de) in Hamburg und sind uneingeschränkt für Kinder wie Erwachsene empfehlenswert. 

Sönke C. Weiss

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19.07.2022 Henry Kissingers neues Buch „Staatskunst“

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Henry Kissingers neues Buch „Staatskunst“, jetzt in deutscher Übersetzung bei C. Bertelsmann (www.cbertelsmann.de) für 38 Euro erschienen, beinhaltet sechs politische Lektionen für das 21. Jahrhundert. Beeindruckend. Zeitlos.

Und vor allem hochaktuell. Am Beispiel von sechs Staatenlenkern, denen der Friedensnobelpreisträger persönlich verbunden war - Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Richard Nixon, Anwar el-Sadat, Lee Khan Yew und Margaret Thatcher -, führt uns Kissinger vor, wie aus einer Symbiose von Strategie, Mut und Charakter politische Führung wächst.

Selbst wenn wir diese Persönlichkeiten aus heutiger Sicht oftmals auch kritisieren können. Nichtsdestotrotz, angesichts wiederaufflammender Großmachtkonflikte können wir als Leser sehr viel von diesen absolut fesselnden 600 Seiten geopolitischer Analyse lernen.

Vor allem, was es im politischen Dialog zu vermeiden gilt und was auf keinen Fall toleriert werden darf. Nicht umsonst ist Herr Kissinger mit seinen 99 Jahren noch immer ein wegweisender Jahrhundertpolitiker und Meister der Diplomatie, wovon sich viele eine ordentliche Scheibe abschneiden können, so sie denn überhaupt noch das unbezahlbare Talent des Zuhörens besitzen. Grandios!

Henry Kissinger scheut sich nicht, das politisch Unkorrekte auszusprechen. Er deutete in seiner Videobotschaft für das Davos-Forum an, die Ukraine solle auf die russisch besetzten Gebiete auf der Krim und auf Teile des Donbass im Zuge einer Beilegung des Krieges verzichten. Er sagte wörtlich:


"Verhandlungen sollten innerhalb der nächsten zwei Monate beginnen, bevor die Situation zu Aufständen und Spannungen führt, die nicht mehr leicht zu überwinden sein werden." Kissinger warnte den Westen davor, sich immer tiefer in das militärische Abenteuer des Ukraine-Krieges zu verstricken. Man solle die Machtposition Russlands innerhalb Europas nicht unterschätzen. Der Westen möge im eigenen Interesse besser nicht zur Niederlage Russlands beitragen.

Sönke C. Weiss

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17.07.2022 Die Tugendwächter in Deutschland

GFDK - Reden ist Silber

Die Tugendwächter in Deutschland glauben kraft ihrer vermeintlich moralischen Überlegenheit vorschreiben zu können, wie wir zu reden, zu schreiben, zu denken, zu singen und zu fühlen haben, wie man nun auch an einem Party-Song erleben kann.  Anscheinend wollen die sozialfürsorgerischen Gouvernanten Herr der Hirne sein. 

Es geht dem Staat auch absolut nichts an, zu welchen hirnverbrannten Gassenhauern Menschen bei Bumsfallera-Festen mit dem Hintern wackeln, bis der Sangria-Eimer umkippt, schreibt Matthias Heine auf "Welt-Online". 

So war zunächst in Würzburg und dann auch in Düsseldorf, München und Münster ein Festzeltverbot für den Song "Layla" ausgesprochen worden, was wiederum für Protest und Kopfschütteln gesorgt hatte. 

Zwei Wirte des Münchner Oktoberfests haben erklärt, den Party-Schlager „Layla“ im Herbst in ihren Festzelten nicht spielen zu wollen. Das sagten die Wirtesprecher Christian Schottenhamel (Festhalle „Schottenhamel“) und Peter Inselkammer („Armbrustschützenzelt“) gegenüber der „BILD“-Zeitung.

„Layla war nicht zu verhindern“

Der Veranstalter der Düsseldorfer Kirmes hatte das Abspielen des umstrittenen Ballermann-Hits „Layla“ im eigenen Zelt untersagt. Ein DJ spielte es am ersten Abend der Kirmes  trotzdem, lud danach selbst ein Video davon im Internet hoch und kommentierte es mit den Worten: „Layla war nicht zu verhindern.“

Das "Layla"-Verbot auf der Düsseldorfer Kirmes wurde zum Schuss in den Ofen. Auf den Internet-Videos war am Freitagabend zu sehen, wie die Menge - darunter zahlreiche Schützen - auf der Freifläche am Festzelt zu dem Lied tanzte und laut mitsang.

Platz eins der Single-Charts

Der Song von DJ Robin & Schürze ist auf Platz 1 der Single-Charts und handelt von einer "Puffmama" namens Layla. Im Text heißt es unter anderem: "Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...)."

Nun ist diese Entwicklung, gegen die Kunstfreiheit in Deutschland ja nichts neues, wie ein kleiner Rückblick zeigt

Im Zeichen der hysterischen #MeToo-Debatte, wo man hinter jedem Baum sexuelle Übergriffe und Missbrauch vermutet, ist auch die künstlerische Freiheit in Gefahr. Dabei wird weit über das Ziel hinausgeschossen, in Berlin wurde ein angeblich sexistisches Gedicht übermalt, und man fragt sich wo die Zensur beginnt.

Der freien Kunst droht von allen Seiten Gefahr

„Es ist ein Zeichen der Verblödung von Studenten,“ meinte dazu der CDU Politiker Michael Braun. Es zeigt absurde Züge einer vermeintlichen Sexismus-Kritik“, empörte sich auch der FDP-Kulturexperte Florian Kluckert.

Akt-Bilder wurden aus Ausstellungen entfernt und jüngst, man kann es kaum glauben, hat ein Museum in Manchester das Gemälde „Hylas and the Nymphs“ (1896) von John William Waterhouse abgehängt, weil es angeblich sexistisch ist.

Damit ist ein erstes Gemälde Opfer der gegenwärtigen Sexismus-Debatte geworden. Die Begründung der Kuratorin Clare Gannaway ist abenteuerlich oder einfach nur dumm: „Das Gemälde stellt den weiblichen Körper als passive, dekorative Form dar," meinte sie.

Gefahr für die Kunst droht aber auch von anderer Seite. In der Volkshochschule Hellersdorf in Berlin wurden unlängst Akt-Bilder der Künstlerin Susanne Schüffel abgehängt, weil diese nach Aussage der Schulleitung die Gefühle von Muslimen verletzen würden. Leider ist das kein Einzelfall mehr, schon vor drei Jahren wurden erotische Fotos von Wolfgang Hiob im Rathaus Köpenick abgehängt.

Skandal im Sperrbezirk von der Spider Murphy Gang von1981 wäre heute von den Tugendwächern auch wohl untersagt worden.

Text zum Mitsingen für alle
In München steht ein Hofbräuhaus
Doch Freudenhäuser müssen raus
Damit in dieser schönen Stadt
Das Laster keine Chance hat
Doch jeder ist gut informiert
Weil Rosi täglich inseriert
Und wenn dich deine Frau nicht liebt
Wie gut, dass es die Rosi gibt
Und draußen vor der großen Stadt
Steh'n die Nutten sich die Füße platt
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal
Skandal um Rosi
Ja, Rosi hat ein Telefon
Auch ich hab ihre Nummer schon
Unter zwo und dreißig, sechzehn, acht
Herrscht Konjunktur die ganze Nacht
Und draußen im Hotel L'Amour
Langweilen sich die Damen nur
Weil jeder, den die Sehnsucht quält
Ganz einfach Rosis Nummer wählt
Und draußen vor der großen Stadt
Steh'n die Nutten sich die Füße platt
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal
Skandal um Rosi
Ja, Rosi hat ein Telefon
Auch ich hab ihre Nummer schon
Unter zwo und dreißig, sechzehn, acht
Herrscht Konjunktur die ganze Nacht
Und draußen im Hotel L'Amour
Langweilen sich die Damen nur
Weil jeder, den die Sehnsucht quält
Ganz einfach Rosis Nummer wählt
Und draußen vor der großen Stadt
Steh'n die Nutten sich die Füße platt
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal (Skandal)
Im Sperrbezirk
Skandal
Skandal um Rosi
Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
(Moral) Skandal
Moral
Skandal um Rosi


Quelle: Musixmatch
Songwriter: Guenther Sigl

Der Stuttgarter Radiosender Die Neue 107.7 hat eine an Rammstein angelehnte Version des Ballermann-Hits Layla ins Netz gestellt, denn auch kleine Kinder gefahrlos mitgrölen können. Über eine viertel Million Aufrufe verzeichnet die mitreißende Variante inzwischen bereits – Tendenz stark steigend. Zu hören ist der genial umgetextete und daher nun absolut jugendfreie Ohrwurm, in dem es jetzt statt um die Puffmutter Layla um einen Busfahrer namens Rainer geht, unter anderem bei TikTokInstagramFacebook und Youtube.

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13.07.2022 Inspiriert von der Landschaft

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Nicholas Pollack ist ein in Brooklyn lebender Fotograf. Sein Interesse für die Fotografie entstand aus der aktiven Beobachtung der Welt um ihn herum und dem daraus resultierenden Wunsch, festzuhalten, was er sah.

So einfach, so ehrlich. Wie sein neues Buch mit dem Titel „MEADOW“, das jetzt bei Hirmer (www.hirmerpublishers.com) erschienen ist. Meadow heißt Wiese auf Deutsch und eine bestimmte Wiese scheint für Pollack ein ganz besonderer Ort zu sein.

Ein Ort, der aus dem Blickfeld der Gesellschaft geraten ist. Seine Fotografien zeigen, nein, erzählen von Truckern, die sich ein Stück Salzwiese zu eigen gemacht haben.

So, in der Tradition der US-Dokumentarfotografie, macht Nicholas Pollack die physischen ebenso wie die sozialen, ja, inneren Landschaften Amerikas sichtbar.

Der Band ist eine Ode an ein Fleckchen der riesigen New Jersey Meadowlands – an seine Menschen, seine Natur und vor allem an ein Stück Menschlichkeit in einer postindustriellen Landschaft.

Die Fotografien in Nicholas Pollacks neuem Buch entstanden zwischen 2015 und 2020 in und um Secaucus, New Jersey, USA.

Inspiriert von der Landschaft der New Jersey Meadowlands, konzentriert er sich ganz auf einen kleinen Landstrich und den freundschaftlichen Umgang innerhalb einer ebenso kleinen Gruppe von Menschen, die eine besondere Beziehung zu dieser Gegend entwickelt haben.

Was zunächst wie wohl gekonnter Fotojournalismus aussieht, ist bei zweiter Betrachtung große Kunst. Stimmung und Atmosphäre in jedem Bild. Grandios. 120 Seiten. 35 Euro. 

Sönke C. Weis

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11.07.2022 die ARD-Weltspiegel-Moderatorin

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Mit ihrem Buch „Afghanistan“ hatte die ARD-Weltspiegel-Moderatorin Natalie Amiri die fast schon einmalige Gelegenheit, die jüngste Geschichte Afghanistans neu zu schreiben; doch leider verlieren sich die gut 250 Seiten auf wohl gemeinte Erklärungen und einige Gespräche, die die Autorin auch über Skype hätte führen können, anstatt vor Ort zu fahren, was sie 2021 gemacht hat und wohl 20 Jahre früher schon mehrfach.

Ihr Buch indes läßt sich auf folgende simple Formel bringen: `Der Westen hat versagt, die Zivilbevölkerung leidet mal wieder, vor allem die Frauen.`Richtig.

Aber es fehlen die Zusammenhänge, die beispielsweise Ahmed Rashid in seinem grandiosen Buch „Sturz in Chaos“ analysiert.

Auch schafft es Frau Amiri nicht, den Leser durch ihren Schreibstil zu fesseln, so wie es eine Annemarie Schwarzenbach bei ihren Reiseberichten aus Afghanistan gelungen ist.

Der Leser merkt einfach, dass die Autorin vom Fernsehen kommt, ihr die Kamera fehlt und sie mit Worten wenig umzugehen weiß, sie gar nur eine Moderation ist, aber keine Journalistin.

Frau Amiri spricht mir ihren Lesern, als seien sie leicht limitiert im Kopf.

Fernsehsprache eben. Bedauerlich. Ich war übrigens auch mehrfach in Afghanistan, habe dort sogar geholfen, ein Kind zu entbinden. 

So lernt man ein Land und seine Menschen kennen. Nicht durch Sätze wie: „In Afghanistan leben viele Völker.“ Aufbau Verlage (www.aufbau-verlage.de). 22 Euro. 

Sönke C. Weiss

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05.07.2022 Knast-Leben in Deutschland

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Hohe Betonmauern, massive Stahltüren, kleine, enge Zellen. Totale Kontrolle. So sieht meist die Realität von rund 70000 Menschen aus, vornehmlich Männer, die derzeit in Deutschland inhaftiert sind.

Nur wie lebt es sich auf acht Quadratmetern ohne Küche, Bad, Internet und Handy? Und wer hat wirklich das Sagen, die Vollzugsbeamten oder der härteste Knacki?

Burkhard Benecken, von Beruf Strafverteidiger, beschreibt in seinem Buch „Inside Knast" den knallharten Alltag in deutschen Gefängnissen.

In seinem ungeschönten Report, der authentischer nicht sein könnte, läßt er seine inhaftierten Mandanten zu Wort kommen. Wie eine junge Frau, die im Frauentrakt schwanger wird; bis zu einem Mehrfachmörder, der über eine Kontaktbörse immer wieder Frauen kennenlernt.

Die gut 200 Seiten sind ein exklusiver Einblick in eine Welt, mit der man nach Lesen der Lektüre nichts zu tun haben will. So schockierend sind die Schilderungen des Autoren.

Und genau das ist die Stärke des Buches, das als Präventivmaßnahme an insbesondere kriminell gefährdete Jugendlich gegeben werden sollte.

Mit diesem Buch in der Tasche kann sicher so manche schiefe Bahn vermieden werden. Riva Verlag (www.rivaverlag.de). 19,99 Euro.

Sönke C. Weiss 

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30.06.2022 Die Tiermörder

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International berühmt geworden ist der österreichische Regisseur und Autor Ulrich Seidl mit seiner genialen „Paradies Trilogie", die in keiner Art und Weise dem Garten Eden ähnelt.

Ebenso wenig tut dies seine Dokumentation „Safari", in der deutsche und österreichische Jagdtouristen in den Weiten der afrikanischen Wildnis Zebras, Giraffen und andere Tiere erlegen, dabei vor Aufregung weinen, um anschließend für ein Foto mit dem toten Wesen zu posieren.

„Safari" heißt nun auch Seidls neuer Bildband über die Frage, wie man Tod und Natur, westlichen Kolonialismus und eine unterdrückte sogenannte dritte Welt im Rahmen fotografischer und filmischer Einstellung wertfrei für sich sprechen läßt.

Dazu der Autor: „Es gab Redakteurinnen und Fernsehleute, die ernsthaft die Meinung vertraten, dass das Zeigen vom Töten von Tieren einem Fernsehpublikum nicht zumutbar ist.

Da muss man sich zwangsläufig fragen, in welcher scheinheiligen und heuchlerischen Welt wir eigentlich leben. Woher kommt dieses Beharren auf Vertuschung, um zum Wohle der Zuschauerinnen und Zuschauer zu zensurieren und zu tabuisieren?"

Viele Tierschützer und vegane Fleischhasser werden vermutlich beim Anblick von „Safari" aufjaulen, wenn sie die dargestellten Machtverhältnisse in diesem Bildband sehen, doch die Botschaft des Herzeigens einer Trophäe - hier getötete Tiere, andere bevorzugen Autos oder Frauen - bleibt uns Menschen eigen und spiegelt eine Form des Tourismus, der noch heute praktiziert wird.

Texte von unter anderem Sibylle Berg versuchen Dialoglücken zwischen uns und dem Visuellen zu schließen. Doch meist reicht das nicht geschriebene Wort aus. Kehrer Verlag (www.kehrerverlag.com), 176 Seiten, 39,90 Euro. 

Sönke C. Weiss

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28.06.2022 Der Märchen Onkel aus der Ukraine

GFDK - Reden ist Silber

Wolodymyr Selenskyj meldet seit Wochen Erfolge seiner Amee über die Russen, die in unseren Medien zum besten gegeben werden.

"Feindliche Durchbruchsversuche abgewiesen. “
    
"Vorstoß bis zu 30 km Tiefe. “
    
"Feindliche Stellungen zertrümmert. “

"Russische Armee verliert hunderte Kämpfer – sorgt aber für steten Nachschub"

Das Problem ist nur, weder die Ukraine noch unsere Medien, die all diese Meldungen von Selenskyj verbreiten, konnten uns bisher keinen einzigen getöteten Russen präsentieren.

"Selenskyj spricht von »historischem Tag«, Ukraine droht mit Zerstörung von Krim-Brücke"

Zum 100. Tag des krieges verkündigte er ". Die russischen Truppen seien in 3620 Ortschaften der Ukraine einmarschiert, 1017 davon seien wieder befreit worden.

Die dümste Frage stellt am 18. Juni aber ein Pole, "Will Deutschland am Ende gar nicht, dass die Ukraine gewinnt?"

Hallo, ist irgendjemand auf dieser Welt, davon ausgegangen, das die Ukraine diesen Krieg gewinen Könnte? Und wie kommt eigentlich jemand auf die verblödete Idee, Deutschland könnte der Ukraine zum Sieg verhelfen?

Es liegt in der Natur der Dinge, dass die ukrainische Seite versucht, den Westen in den Krieg hineinzureden. Das gilt sowohl für Selenskyj als auch für den ukrainischen Botschafter in Deutschland. Dabei finden sie in den deutschen Journalisten willige Mitarbeiter.

Wie enttäuschte Theaterbesucher, die gern mehr Spektakel gesehen hätten, werfen manche Journalisten dem Kanzler Scholz seine vorsichtige Haltung vor. Das erinnert an aus dem Ruder gelaufene Theaterkritik, sagte Peter Sloterdijk in einem Gespräch mit DPA und Welt-Online.

Vor Jahren meinte der Papst, ein weiterer Weltkrieg würde in Stücken und Brocken ausbrechen – so sei es nun auch gekommen. Der Krieg sei „in gewisser Weise entweder provoziert oder nicht verhindert worden“. Offensichtlich gehe es auch um den Verkauf von Waffen.

Papst Franziskus hat die Weltgemeinschaft angesichts des Ukraine-Kriegs dazu aufgefordert, sich vom üblichen Gut-Böse-Schema zu lösen. Das katholische Kirchenoberhaupt sagte, manch einer möge ihm an dieser Stelle entgegenhalten, er sei pro Putin.

„Nein, das bin ich nicht. So etwas zu sagen, wäre vereinfachend und falsch. Ich bin einfach dagegen, die Komplexität auf die Unterscheidung zwischen Guten und Bösen zu reduzieren, ohne über die Wurzeln und Interessen nachzudenken, die sehr komplex sind“, betonte Franziskus. Das sagte er den europäischen Kulturzeitschriften des Jesuitenordens in einem Interview.

Am 23.05.2022 klärt uns Gabor Steingart in seinem Morning Briefing einmal auf, wie die Lage wirklich aussieht.

Wolodymyr Selenskyj meldet täglich gegnerische Verluste, spricht von zurück eroberten Teilgebieten und verkündete dann am Wochenende den finalen Schlag: Die Ukraine habe der russischen Armee „das Rückgrat gebrochen“, sagte Selenskyj in einem am Samstag ausgestrahlten Fernsehinterview: "Sie werden die nächsten Jahre nicht mehr auf die Beine kommen."

Wer mit der langjährigen Leiterin des Nato Foresight Teams, Dr. Stefanie Babst, spricht, der bis vor Kurzem ranghöchsten Frau in der europäischen Nato, kommt zu gänzlich anderen Erkenntnissen als Selenskyj. Demnach hat die Ukraine keineswegs der russischen Armee das Rückgrat gebrochen, sondern – im Gegenteil – sie wird von eben jener Armee erwürgt. Frau Babst spricht von der Boa-Constrictor-​​Strategie:

    
Die Russen sind von drei Seiten auf die Ukraine losgestürmt und versuchen jetzt nicht nur militärisch die ukrainischen Streitkräfte zu dezimieren, sondern auch mit wirtschaftlichen Mitteln die Versorgungslinien abzuschneiden. Man sieht das ganz deutlich im Süden am Asowschen Meer und am Schwarzen Meer:

Drei Hafenstädte wurden bereits eingenommen. Die letzte noch verbleibende freie ukrainische Hafenstadt Odessa liegt unter Belagerung."

Zählt man die ebenfalls besetzten Republiken Donezk und Luhansk im Südosten der Ukraine und die bereits 2014 von Russland eroberte Krim dazu, dann, sagt Frau Babst, bleibt nur noch ein ukrainischer Rumpfstaat übrig. Das sei das eigentliche Ziel der russischen Generalität:


Russland will die Ukraine in einen Rumpfstaat verwandeln, ohne Anbindung zur See und ohne die wirklich sehr wichtige industrielle östliche Basis, also im Donbass. “Zugleich stoße Russland immer wieder militärisch auch in den Westen der Ukraine vor, mit dem aus ihrer Sicht klaren Ziel:


Die russische Regierung möchte damit das Stresslevel in der ukrainischen Bevölkerung weiter hoch halten. Es ist schrecklich, unter andauerndem Beschuss oder Sirenenalarm zu leben. 

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Gabor Steingart fragt seine Leser: 

Was eigentlich sind meine, Ihre Quellen der Information. Ich glaube: Demokratie braucht Fakten.

Um es mit Kurt Tucholsky zu sagen:
 "Ich glaube jedem, der die Wahrheit sucht. Ich glaube keinem, der sie gefunden hat."

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24.06.2022 Die Wilhelm Tells Story

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Welche Geheimnisse und Sehnsüchte machen ein Leben aus? Darum geht es in Jonathan Lees neuem Buch „Der große Fehler", der jüngst bei Diogenes (www.diogenes.ch) erschienen ist und den die britische Zeitung The Guardian als besten Roman des Jahres bezeichnet:

Als Sohn eines mittellosen Farmers wurde Andrew Haswell Green zum Selfmademan. Ohne ihn gäbe es weder den Central Park noch die Public Library, den Bronx Zoo, das American Museum of Natural History und das Metropolitan Museum of Art. Er war auch an bedeutenden Projekten wie dem Riverside Drive, dem Morningside Park und dem Fort Washington Park beteiligt.

Als er an einem Freitag den 13. im Jahr 1903 83-jährig vor seiner Haustür erschossen wird, erschüttert der Mord ganz New York City.

Eine überraschende Spurensuche beginnt, die über knapp 370 Seiten ihren Spannungsbogen nicht verliert. Eine wahre Geschichte über die Stadt, die niemals schläft. Grandios.

Ebenso unwiderstehlich ist der neue Roman von Joachim B. Schmidt mit dem schlichten Titel „Tell", in dem der Autor Wilhelm Tells Story neu und anders erzählt, einzigartig und frisch:

Tell, Eigenbrötler, Querulant, Wilderer, ist nicht nur ein Antiheld, sondern gleichzeitig ein zeitloser Jedermann, der in 100 schnellen Sequenzen einem explosiven Showdown entgegenfiebert, die jedem Hollywood-Blockbuster das Wasser reichen können.

Um diesen etwa 300 Seiten zu verfallen, muß man nicht mal den echten Tell kennen. Wow, wow, wow. Ebenfalls Diogenes. 23 Euro. 

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22.06.2022 Die Mär von der Tatenlosigkeit

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Erst unlängst äußerte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass Deutschland „sich entscheiden" müsse, und nicht der Versuch unternommen werden sollte „einen Spagat zwischen der Ukraine und den Beziehungen zu Russland" zu machen.

Angesichts der massiven Unterstützung seitens der Bundesrepublik scheint es doch auf der Hand zu liegen, dass sich Berlin längst entschieden hat. Handelskontor-News gibt in einer neuen Infografik einen Überblick.

Nach aktuellen Daten hat Deutschland bis dato 780.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen: von allen Nicht-Anrainerstaaten mit Abstand am meisten.

Zum Vergleich: auf Platz 2 landet Tschechien mit einer Anzahl von 373.965. Großbritannien – von Selenskyi nicht selten für seine Unterstützung gelobt – beheimatet unterdessen 70.500 Flüchtlinge aus dem leidgeplagten Land.

Dabei leistet Deutschland nicht nur häufig unterschätzte humanitäre Hilfe. Folgt man den Daten der Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel), dann kommen aus der Bundesrepublik die viertgrößten Militärhilfen für die Ukraine.

So sollen seit seit der Invasion bereits Militärhilfen aus Deutschland in Höhe von 1,4 Milliarden Euro in die Ukraine geflossen sein. Hiermit inbegriffen: Waffen und Ausrüstung sowie finanzielle Hilfe für militärische Zwecke.

Wie die Infografik aufzeigt, haben lediglich Polen, Großbritannien sowie die USA mehr Militärhilfe geleistet. Allerdings ist dies lediglich eine Lesart. Je nach Kriterien oder beispielsweise auch in Relation zur Wirtschaftskraft fallen die Platzverteilungen deutlich anders aus.

Bisher sind in Folge der russischen Invasion etwa 7,6 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Wenig Hoffnung macht auch ein Blick auf andere Konflikte rund um den Globus: meldete das Team rund um den Conflict Barometer im Jahr 2019 beispielsweise noch 15 Kriege, waren es 2020 bereits 20 an der Zahl.

Andere Daten zeigen indes, dass im Jahr 2022 (Schätzung) weltweit 104 Millionen Menschen wegen Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen fliehen müssen: gegenüber dem Jahr 2010 ein Anstieg von 154 Prozent.

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