Reden ist silber, Schreiben ist gold

06.12.2020 wie ein Requiem für unsere Welt

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Eva-Maria Horstick ist ein unwahrscheinlicher Mensch. Als Frau wird sie nicht ewig leben, doch als Künstlern wird ihr das gelingen.

Ihre unerschöpfliche Energie, ihre unstillbare Neugier und das selbstverständliche Vorrecht, sich ungefragt zu allem und jedem zu äußern, macht sie zu einer außergewöhnlichen Vertreterin der internationalen Fotokunstszene.

In ihrer Kunst liegen die Geister verborgen, die das 20. und 21. Jahrhundert heimgesucht haben.

Bis heute. Und in unserer Zeit, die so sehr auf Verdrängung setzt, hält Eva-Maria Horstick uns den Spiegel vor und konfrontiert uns mit ihren Botschaften, manchmal verschlüsselt, manchmal offensichtlich, doch immer auch mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstironie, unfassbar für all jene, die es bequem finden, Künstler mit Etiketten zu versehen.

Trotzdem hat Eva-Maria Horsticks Arbeit Methode, auch wenn sie keine Propagandistin ist. Die hier präsentierten Fotos geben ein klares Verständnis davon, was Kunst ausmacht, dass Eva-Maria Horstick die Kamera auf eine so denkwürdige Weise benutzt, dass ihr nichts davor entgeht, weder das Sichtbare noch das Unsichtbare und sie, die Frau hinter dem Sucher, unserer zügellosen Zivilisation in ihrer eigenen Übersetzung eine Offenbarung ausspricht.

Das nun weiter in Worte zu fassen, würde diesen Rahmen hier sprengen.

Begeben wir uns statt dessen auf die Suche nach ihren kodierten Zeichen, die in der Summe Ordnung aus dem Chaos machen, das wir gemeinhin Leben nennen und in dessen Matrix die Künstlerin überlebt.

Eva-Maria Horsticks Kunst gibt der traurigen Fragilität des Daseins einen Sinn, sie ist wie ein Requiem für unsere Welt, die dem Ende entgegenwankt und sich noch ein letztes Mal der Wahrheit stellt. Bis zum nächsten Foto.

Das Buchprojekt/Werk von Eva-Maria Horstick, mit dem Titel „Time Passengers“ soll 2021 erscheinen.

Förderung : Künstlerstipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW   2020/21

Sönke C. Weiss, Paris, 2020.

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05.12.2020 Ein fesselndes Reisetagebuch

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

20.000 Kilometer durch Afrika. Und das von 1849 bis 1855. Zu einer Zeit, da Afrika als faszinierendes, aber unwägbares und gefahrenvolles „Land“ galt, stößt ein Mann weit ins Innere des Kontinents vor: Heinrich Barth. Wissenschaftlich ambitioniert. Hochgebildet.

Jedoch verschlossen und einzelgängerisch. In seinem fesselnden Reisetagebuch „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentralafrika“ läßt er uns nicht nur an seinen Eindrücken teilhaben, sondern liefert auch eine akribisch wissenschaftliche Abhandlung über Geografie, Ethnologie und Linguistik.

Schöner noch: Barths Vermögen, in sprachlich dichten Schilderungen die Seele des afrikanischen Kontinents zu ergründen, unterscheidet ihn von vielen anderen Entdeckern.

Kein Wunder, dass ihn die Einheimischen den Namen „Abd el Kerim“ (Diener des Allerhöchsten) verliehen, denn Barth war kein Henry Morton Stanley oder David Livingston, die schon damals die Kunst der schamlosen Eigenvermarktung beherrschten, ihm lag am interkulturellen Dialog und nicht am Veröffentlichen von Bestsellern, um dafür in den höheren Kreisen der Gesellschaft als Abenteurer und Haudegen herumgereicht zu werden.

Dafür war Barth vielleicht auch zu deutsch. 2100 Tage lang - in der Sahara und im heutigen Sudan - erdulden er und sein Team übermenschliche Strapazen.

Nach fünfeinhalb Jahren zurück auf europäischem Boden - als einziger Überlebender seiner Expedition - hat Barth Informationen mit im Gepäck, die der Wissenschaft einen neuen Erdteil aufschließen.

1821 in Hamburg geboren, starb Barth nur 44-jährig 1865 Berlin, vereinsamt, da er in seiner Heimat Deutschland nie wieder richtig Fuß fassen konnte, zu sehr war er mit Afrika verschmolzen.

Was vermutlich die wenigsten Afrikainteressierten wissen: Seine Leistungen der interdisziplinierten Erforschung Afrikas sind bis in die heutige Zeit hinein maßgeblich.

Ohne ihn wäre die Wiege der Menschheit vermutlich immer noch ein Rätsel für uns. „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentralafrika“ liest sich über die 414 Seiten wie ein packender Abenteuerroman. Erschienen in der Edition Erdmann (www.verlagshaus-roemerweg.de), die sich auf Bücher dieser Art spezialisiert hat und ich sehr empfehlen kann, kostet 24 Euro.

Sönke C. Weiss

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04.12.2020 Ein verheißenes Land

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Politische Biografien sind meist furztrocken und kommen der Wahrheit, mein Eindruck zumindest, kaum nahe. Nicht so „Ein verheißenes Land“ des 44. Präsidenten der USA. Auf 1024 Seiten, davon 32 illustrierte, erzählt Barack Obama in erster Linie eine persönliche Geschichte, die den Anspruch hat, dass insbesondere junge Menschen inspiriert werden, ein Berufsleben im Dienst der Allgemeinheit zu erwägen.

Es ist der erste Band über seine Präsidentschaft und der Weg dorthin. Obama nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise von seinem frühesten politischen Erwachen über den ausschlaggebenden Sieg in den Vorwahlen von Iowa bis hin zur entscheidenden Nacht des 4. Novembers 2008, als der erste Afroamerikaner das vermutlich höchste Staatsamt der Welt antreten durfte.

Über Angela Merkel schreibt Obama zum Beispiel: „Gefühlsausbrüchen oder übertriebener Rhetorik stand sie bekanntermaßen misstrauisch gegenüber, und ihr Team gab später zu, dass sie mich zunächst skeptisch betrachtet habe, gerade wegen meiner Fähigkeiten als Redner.

Ich nahm ihr das nicht übel, denn ich dachte mir, bei einer deutschen Regierungschefin war eine Abneigung gegen mögliche Demagogie vermutlich eine gesunde Einstellung.“

So ist das Buch auch immer wieder ungewöhnlich intim und zeugt von Selbsterkenntnis, darüber hinaus ist es wunderbar geschrieben; selbst wenn sieben Übersetzer es aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche übertragen haben, man meint beim Lesen Obama zuzuhören.

Vor allem aber bringt der Mann Obama eines zum Ausdruck: Demokratie ist kein Geschenk des Himmels, sondern auf Empathie und gegenseitigem Verständnis gegründet und muss Tag für Tag neu wie gemeinsam geschaffen werden.

Ich bin gespannt, was Joe Biden aus diesem Erbe die kommenden vier Jahre machen wird. „Ein verheißenes Land“ ist im Penguin Verlag (www.penguin-verlag.de) erschienen und kostet 42 Euro. Wer die US-amerikanische Gegenwart, vielleicht auch unsere eigene, verstehen will, sollte dieses Buch lesen. Meiner Überzeugung nach gibt es keine bessere politische Biografie.

Sönke C. Weiss

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02.12.2020 Weihnachtliche Vorfreude trotz familiärer Risse

GFDK - Reden ist Silber - Liane Bednarz

Es ist ja schon bald wieder Weihnachten. Wir wollen noch einmal einen Artikel zum Weihnachtsfest aus dem Jahr 2012 präsentieren. - „Die Apokalypse nach Richard. Eine festliche Geschichte.“ So heißt eine gerade erschienene Weihnachtserzählung. Der Titel deutet schon an, um was es geht: Apokalyptische Vorgänge und anheimelnde Feststimmung. Wunder und Weihnachtszauber.

Übersinnliches und Beschauliches. Das alles aufgeschrieben vom Literaten Matussek. Nicht vom Bestseller-Provokateur. Und nicht vom „Krawallkatholiken“, den der eine oder andere vielleicht erwartet. Aber der Reihe nach.

Weihnachtliche Vorfreude trotz familiärer Risse

Alles beginnt frühmorgens am 23. Dezember. In Hamburg, bei Richard und Waltraud, den Großeltern, die dem Weihnachtsfest mit ihrer ganzen Familie entgegenfiebern. Oder fast der ganzen Familie, denn die heile Welt hat – wie in so vielen Familien heute – Risse bekommen, die sich selbst an Weihnachten nicht mehr so einfach wegretouchieren lassen.


Sohn Roman, Berliner Journalist und Reporterlegende, kommt Heiligabend alleine, ohne Rita, denn Rita ist jetzt seine Ex-Frau. Der gemeinsame Sohn Nick soll den Heiligen Abend wie gewohnt bei ihr und ihrem neuen Mann verbringen.

Tochter Lisa, Waltrauds „kleiner Engel, der leider so weit weg war und später überhaupt kein Engel mehr war“, kommt auch nicht. Sie ist „mit diesem kolumbianischen Naturschützer und Esoteriker davongelaufen, der doch mal Germanistik studiert und diesen vernünftigen Eindruck gemacht hatte“. Und für den ist sie gerade unverzichtbar, weil man gemeinsam Kolumbien aufforstet und begrünt.

Vollständig samt Kindern und hochschwangerer Frau angesagt hat sich nur Sohn Wilhelm, ehrgeiziger Banker und seit seiner Zeit in den USA von allen nur „Bill“ genannt. Bill jedoch ist seit der Finanzkrise ziemlich durch den Wind, hat viel von seiner kühlen, fast technokratischen Gelassenheit eingebüßt und leidet unter Albträumen im Hieronymus Bosch-Höllenformat.

Richard sieht Großes kommen

Richard und Waltraud, beide bereits hochbetagt und beide liebevoll vom Autor gezeichnet, sind genau jene Vertreter der Großelterngeneration, deren Leben für das postmoderne Auge so spießig, langweilig und kleinbürgerlich erscheint.

Ihr Leben spielt sich vorwiegend in der „Etagenwohnung eines schmucklosen Baus aus den 50er Jahren“ in der „Oberstraße“, dem „kleinbürgerlichen Müllermeierschulze unter den Straßennamen“ ab.

In einer Straße, die noch dazu direkt an ein großbürgerliche Gründerzeitviertel - von Richard „Tortenviertel“ genannt - angrenzt und sich so noch exakter dechiffriert.

So weit, so unspektakulär. Oder? Nicht ganz. Denn bei Müllermeierschulzes passieren Wunder. Spürt der unter beginnender Demenz leidende Richard schon am frühen Morgen des 23. Dezembers, dass sich Großes ankündigt.

Denn plötzlich kann er, der vom Grauen Star gequält ist, kurz nach dem Wachwerden auf einmal scharf sehen. Wenn auch nur für kurze Zeit. Aber lang genug, um eine Vorahnung zu haben. Aber mehr soll noch nicht verraten werden.

Richard und Waltraud verkörpern bei Matussek emotionale Stabilität, Glaubensfestigkeit und große Stetigkeit. Eine, nennen wir es, Lebensunverzweiflung, die selten geworden ist. Zu idealisiert, zu verklärt?

Lebensbrüche und seelischen Schmerz gab es schließlich schon immer, keine Generation ist frei davon. Sicher, aber fraglos zugenommen hat heute eine große Rastlosigkeit, haben Quantität und Qualität der Lebensbrüche.

Gekrümmte Lebenswege

Am Beispiel Romans und Ritas zeigt Matussek die schmalen Lebensfeldwege, auf denen man sich wiederfindet, weil man irgendwann falsch abgebogen ist, sich verlaufen oder verrannt hat. Aus der großen Liebe Romans und Ritas wurde eine wacklige Beziehung voller Streit und Hader.

Und dann kam ein neuer Mann. Mit dem – natürlich – alles zunächst fantastisch war. So fantastisch, dass Rita Roman verließ und mit dem gemeinsamen Sohn Nick kurzerhand zum Neuen nach München zog. Der hat – fast logisch – selbst auch schon eigene Kinder.

Willkommen im Patchwork-Leben. Fast schon normal anno 2012. Und Matussek? Entidealisiert das, was schon viel zu viele krampfhaft schönreden.

Für Nick war es nie schön. Denn Paul - so heißt der Neue - ist Chefarzt, der klassische Klassenprimus qua Geburt und Wesen und hält Nick für einen Versager. Streit und familiärer Unfriede sind also in München an der Tagesordnung.

Die Lösung? Ein Klassiker: Das Internat. Und Rita? Ein langes Erwachen. Und die Erkenntnis, dass es der Neue nicht so mit der Treue hat.

Nick, der von Matussek feinfühlig dargestellte pubertierende Teenager, sehnt sich in seinem Internat nach der Wärme in der heilen Welt der Großeltern. In diesem Kontrast liegt bereits eine der großen Stärken der Novelle.

Was andernorts kitschig wirkt, wird bei Matussek lesenswert. Der Mann kann einfach brillant schreiben: distanziert und emotional zugleich, mal sensibel und einfühlsam, dann wieder schonungslos-bissig und fein-ironisch.

Dabei bleibt der Ton empathisch, wird nie zynisch-kalt, arrogant oder gar hämisch. Ganz leicht öffnet sich so das Erkenntnisfenster hinüber zu etwas, das Roman, Rita, das auch uns heute fehlt: Heile Welt. Familie. Beständigkeit. Oder anders ausgedrückt: Ein Sehnsuchtsort als Wunder, das alles zum Guten wendet.

Vom Wunder zu Richards Apokalypse

Kommen wir vom Wunder zur Apokalypse: Nicht nur Richard erlebt am Ende seine persönliche Apokalypse – für ihn eine Erlösung. Matussek streut auch immer wieder apokalyptische Radionachrichten ein.

Katastrophenfilmähnliche Elemente verkünden und erinnern dabei an Illies‘ Eilmeldungen, die so schön das Tempo in dessen neuem Buch „1913“ im Gleichgewicht halten. Und über das - nebenbei bemerkt - Matussek gerade erst eine wunderbare Rezension im „Spiegel“ veröffentlichte.

Dass aber ausgerechnet Richard am Ende seine persönliche Erlösung erlebt, erscheint fast folgerichtig. Denn jener hat nie an der Existenz von Wundern gezweifelt.

In „Die Apokalypse nach Richard“ ist eben jener Richard Fels in der Brandung. Fest im Glauben, fest in der Ehe mit Waltraud, fest als Familienvater, fest in der Perzeption der Welt, fest in der Wahl seiner Vorbilder Augustinus, Thomas von Aquin und Pascal:

„Aber wie recht Pascal doch hatte. Gerade jetzt! Wie können sich die Menschen in den Banalitäten des Lebens verlieren, oder in Ehrgeiz, in Machtspielen oder den kurzen Lockrufen der Triebe davontreiben, wenn es doch um die Ewigkeit geht.“

Standortbestimmung eines sensiblen Rock’n‘Rollers

Wer Matusseks „Katholisches Abenteuer“ gelesen hat, erkennt vieles wieder. In Romans Vater Richard fraglos Matusseks eigenen Vater, der im Bestseller von 2011 ein eigenes Kapitel einnimmt und dem das Buch gewidmet ist.

Es sind diese behutsam eindringlichen Roman-Passagen, die der Novelle ihren eigentlichen Zauber verleihen. Die Gedanken an Richard geben Roman heute Zuversicht.

„Früher war auch Richard jähzornig und fuhr schnell aus der Haut, aber nun war er milde geworden, er hatte sich in die Kontemplation zurückgezogen und schaute dem Lebenstreiben vom Seitenaus zu“.

Strebt auch Roman, unzweifelhaft Matusseks Alter Ego, nach Milde und Kontemplation? Ganz gewiss. Und so wird „Die Apokalypse nach Richard“ zur Standortbestimmung eines nachdenklichen und durchaus auch selbstkritischen Autors, der eben nicht (nur) der „Krawallkatholik“ ist, der er sicher auch einen Moment lang sein mochte, aber heute nicht mehr sein will und kann.

„Matussek ist Rock’n’Roll“ – wird gerne mal gesagt. Und ja, auch daran muss man denken, wenn Roman in der Erzählung wie folgt beschrieben wird: „Der Steppenwolf“, „Roman war ein Erregungsschreiber, die Gedanken kamen erst später“, „ein Traditionskatholik als Hippie“, „Katholikenpunk“.

Eine ebenso sensible wie laute Seele eben. Eine, die sich mit Leidenschaft und manchmal auch mit Furor und heiligem Zorn für das einsetzt, an das sie glaubt. Katholisch glaubt.

Roman reflektiert, nimmt den Leser mit in seine Gedanken-, Glaubens- und Gefühlswelt, erklärt alles aus seiner Sicht. Ein Versuch, von Matussek, seine TV-Zornesausbrüche zu erklären? Eine Art Beichte, eine Bitte um Verständnis?

Kann ja alles sein, aber viel mehr scheint das eine ehrliche, sensible Zeichnung der eigenen Gedanken und Gefühlswelt zu sein, der nichts Eitles, nichts Selbstgefälliges anhaftet. Roman beschönigt nichts mehr. Zeit für Wahrheiten. Zeit für den berühmten Strich unter allem.

Wiedervereinigung und Apokalypse an Heiligabend

Am 24. Dezember finden sich alle schließlich in Hamburg bei Richard und Waltraud ein. Und „alle“ sind plötzlich ein paar mehr Teller an der Weihnachtstafel als geplant. Denn auch Rita und Nick sind dabei.

Kurzerhand. Rita, nachdem sie die Untreue des neuen Manns entdeckt hat, Nick nachdem die Sehnsucht nach dem Großvater so groß wurde, dass er sich per Zug und Anhalter durchgeschlagen hat.

Und man kann dann tatsächlich sagen: Ein schlichtes anrührendes Wunder. Die Kleinfamilie ist wiedervereint. Und Roman und Richard spüren auf einmal, wie sich ihre längst verloren geglaubte Liebe wieder regt.

Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Gans misslingt, ausgerechnet die Gans! Ein Desaster? Nicht in der Oberstraße. Matussek will sagen: Wo Wunder die Risse kitten, Erlösung bringen, hängen Glück und Weihnachtszauber nicht vom Weihnachtsbraten ab.

Ein Festmahl von McDonald‘s tut’s auch, selbst wenn Gänsebratenkönigin Waltraud das nicht ganz so famos findet wie Nick. Kitschig? Keine Sorge, wenn Matussek etwas nicht kann, dann ist es kitschig schreiben.

Ein Segen für diese wunderliche und lesenswerte Geschichte. Und am Schluss dann zeigt sich die innere Erschütterung plötzlich ganz äußerlich: die Wände wackeln. Doch man möchte nichts verraten, nur so viel: Die Wunder, sie gibt es wirklich.

Matthias Matussek: Die Apokalypse nach Richard.

Eine festliche Geschichte.

Aufbau Verlag, Berlin 2012.

190 Seiten, EUR 16,99.

Dr. Liane Bednarz studierte Rechtswissenschaften in Passau, Genf und Heidelberg. Sie wurde 2005 zum Dr. iur. promoviert. Liane Bednarz war Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung und schrieb für die "Westfalenpost Schwelm."

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02.12.2020 Friedrich Dürrenmatt - Eine Biografie

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

„Der Besuch der alten Dame“, „Die Physiker“ oder „Grieche sucht Griechin“ - wer wie ich als Jahrgang 1967 die Schule besucht hat, kam im Deutschunterricht nicht an Friedrich Dürrenmatt vorbei und war oftmals wenig begeistert, obwohl sein Werk schon zu Lebzeiten von Erfolg gekrönt war.

Erst während meines Studium der angewandten Theaterwissenschaften begriff ich, dass dieser Dramatiker einer der faszinierendsten Autoren des 20. Jahrhunderts war.

Ein Genie des Erzählens, auf gleicher Stufe wie Bert Brecht, das es verstand, sein Publikum mit abgründigen Parabeln und spannenden Kriminalgeschichten zu fesseln.

Denken Sie nur an das noch heute atemberaubende Stück „Es geschah am hellichten Tag“, das 1958 mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe verfilmt wurde.

Darüber hinaus wurden seine Werke auch in Hollywood verfilmt. Wie zum Beispiel „Das Versprechen“ von Sean Penn mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Das Genre des Kriminalfilms zehrt bis heute von seinen Ideen und Einfällen. Was auch für die Bühne gilt.

Der Schweizer Dürrenmatt (1921 - 1990) kombinierte die Formen der Theatergeschichte von der antiken Tragödie bis hin zur modernen Salonkomödie virtuos und gestaltete daraus sein eigenes Welttheater.

Wer nun aber der Mann hinter dem Künstler war, das beschreibt Ulrich Weber in seinem faszinierenden Buch „Friedrich Dürrenmatt - Eine Biografie“, das jetzt bei Diogenes (www.diogenes.ch) herausgekommen ist und 28 Euro kostet.

Weber erzählt vom kometenhaften Aufstieg des Pfarrersohns aus dem Emmental zum weltberühmten Schriftsteller mit Millionenauflagen und von den vielen kleinen und großen Brüchen in seinem Leben, die ihn immer wieder dazu zwangen, sicher neu erfinden.

Das Buch ist sozusagen eine Neuentdeckung Dürrenmatts, ein barocker Dichterfürst, der großzügig Hof hielt, seinen erschriebenen Reichtum und seine epikureische Ader mit einem ebenso unerschöpflichen wie exquisiten Weinkeller zelebrierte.

Auch wenn „Friedrich Dürrenmatt - Eine Biografie“ grundsätzlich die Arbeit eines Literaturwissenschaftler ist und das Werk des Künstlers im Mittelpunkt der 752 Seiten steht, führen uns die zahlreichen Mosaiksteine des Lebensweges Dürrenmatts tiefer in seine Literatur hinein und lassen uns die „Marke“ Dürrenmatt besser verstehen.

Sönke C. Weiss

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01.12.2020 Hape Kerkeling stellt sich weiter hinter Wullf

GFDK - Reden ist Silber - Hape Kerkeling

Wer kann sich daran noch erinnern? Dieser Artikel stammt vom 21.01.2012 - Von keinem anderen Präsidenten haben wir je mehr verlangt als von Herrn Wulff!
 Einer mit zweifelhaftem Ruf schreit ihm laut zu: Los, Hosen runterlassen!
 Alle schreien: Ja!

 Der Bundespräsident hat in beispielloser Weise die Hosen herunter gelassen oder besser... lassen müssen!


Der angebliche Skandal um unseren Präsidenten ist viel mehr ein Skandal unserer maroden und degenerierten Mediengesellschaft.

 Und dieser hochgejubelte und herbeigeredete Skandal kann unsere Demokratie nichts weniger als den Kopf kosten!



Mal ehrlich, nimmt irgendwer der BILD Zeitung ernsthaft ab sie sei an Wahrheit, Anstand und ehrlicher oder gar lupenreiner Aufklärung interessiert? 

Seit wann, bitte?
 Der Bild geht es nur um so viel Auflage und Skandal wie eben möglich. Ausgerechnet die Bild mutiert nun zum obersten Moralhüter und zum reinen Gewissen der Nation!?!?



Armes, ganz armes Deutschland!

 Die Frage, die sich hier stellt, lautet nicht: Wulff oder ein Neuer? Sondern vielmehr: 

Wulff oder BILD? Wie soll Deutschland in Zukunft aussehen?

Ich bin eindeutig für Wulff!!!

 Was hat dieser arme Präsident eigentlich verbrochen?

Er hat sich Geld geliehen, nicht etwa geklaut, veruntreut oder unterschlagen. Nein, geliehen! Um sich ein Haus zu kaufen, keine Jacht oder einen Jet. Ein normales-nach meinem Geschmack- eher langweiliges Haus in Hannover!

 Zu einem günstigen Zinssatz, ja so ein übler Kerl!



Dann hat er ein Upgrade einer Fluggesellschaft für einen Urlaubsflug akzeptiert? Wie maßlos kann einer sein! 

Er soll gefälligst Holzklasse fliegen und seine Thrombose-Strümpfe anziehen! Was glaubt er wer ist, der Herr Wulff, ... der Kaiser von China oder gar der 1. Mann in unserem Staate?



Und dann brüllt er auch noch einen großartigen, verdienten und gradlinigen Journalisten wie den Kai von der BILD am Telefon an und will ihm verbieten kritisch und aufrichtig zu berichten! 




Hallo????? Geht es noch?

 Das kann unser Präsident gar nicht verbieten und das weiß er auch denn er ist nämlich schon volljährig auch wenn die Medien uns glauben machen wollen, er sei es nicht ... aber der Kai weiß das anscheinend nicht und heult sich bei seinen eigenen Redakteuren aus und berichtet tapfer gegen den Bundesdiktator Wulff an!!!



Aber darf ein Präsident in diesem Land sauer sein auf boulevardesken Enthüllungsjournalismus und unappetitliche Schnüffelei in seinem Privatleben? Darf er das oder nicht? Darf er Mensch bleiben angesichts einer unmenschlichen und gnadenlosen Presse? 

Gut, seine Urlaubsreisen mit oder bei Herrn Maschmeyer hätte er sich sparen können.

Da hätte er auch gleich mit oder beim Chefredakteur der BILD Urlaub machen können.

 Zugegeben der Bundespräsident hat Fehler gemacht aber hat er sich strafbar gemacht oder unmenschlich gehandelt? Er hat seine Fehler eingeräumt und sich dafür öffentlich entschuldigt.

So und nun? Kohl hat einen Demonstranten vor der Weltöffentlichkeit zusammengeschlagen, Schroeder hat sich im Fernsehen hackevoll und live um Kopf und Kanzlerschaft geredet, Kiesinger war in der NSDAP.

Tja, das waren anscheinend noch Staatsmänner! Wenn der Bundespräsident jetzt geht dann geht der demokratische Konsens! Jedem potentiellen Nachfolger des Bundespräsidenten muss angesichts dieser hysterischen Debatte die Lust auf das Amt vergehen.

Der Präsident muss unfehlbar sein. Gut, dann bleibt nur noch der Ratzinger und der kriegt sicher keinen Ärger mit dem Kai von der BILD seitdem die beiden ja nun Papst sind.

 Herr Präsident, bleiben Sie im Amt und vor allem bleiben Sie Mensch!

Hape Kerkeling auf seiner Facebook-Homepage.

Weiter Lesen: Hape Kerkeling stellt sich weiter hinter Wullf

http://www.stern.de/kultur/tv/hape-kerkeling-bei-tietjen-und-hirschhausen-ich-bin-eindeutig-fuer-wulff-1776507.html

Montag 23.01.2012

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Joachim Günther kritisierte die Medien auch für ihren Umgang mit Bundespräsident Christian Wulff. Derzeit werde das Staatsoberhaupt von einer "Journalistenmeute wie ein räudiger Fuchs über sämtliche Titelblätter und durch alle Fernsehsendungen gehetzt", schrieb der frühere sächsische Landesvorsitzende in seinem Rundbrief.

Zur Strecke gebracht

Im Fall Wulf tauchen die wirklich heiklen Fragen erst jetzt auf – Ein Kommentar

http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/zur_strecke_gebracht_1.15125869.html

Hier noch weitere hintergründe warum Christian Wulff zur strecke gebracht wurde:

http://ddpberlin.wordpress.com/2012/02/29/srafanzeige-gegen-jeden-abgeordneten-der-fur-den-esm-vertrag-stimmt-jurg-jurgens/

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01.12.2020 Carla Berling - "Die Rattenfänger"

GFDK - Reden ist Silber - Heinrich Schmitz

Kurz nach unserer Hochzeit in den 80er Jahren erschienen nach telefonischer Anmeldung bei uns zu Hause zwei Herren in schicken Anzügen, angeblich auf Empfehlung eines Kommilitonen, unterhielten sich freundlich mit meiner Frau und mir - und zogen nach zweieinhalb Stunden mit einem Antrag für eine Kapitallebensversicherung von dannen.

Da war ich noch Student. Unser Familieneinkommen reichte so gerade.

Hätte ich damals bereits Carla Berlings "Die Rattenfänger" gelesen, wäre mir das garantiert nicht passiert. Gab's aber leider noch nicht. In der ein oder anderen Form hat vermutlich nahezu jeder von uns einmal Kontakt mit einem oder mehreren Strukturvertrieben gehabt, mit mehr oder weniger großem finanziellen oder persönlichem Schaden, oft ohne es tatsächlich zu bemerken.

Wer meint, ein Roman über den Aufbau und die Methoden eines Strukturvertriebes, der zudem auch noch in den 80ern spielt, sei kalter Kaffee, überholt, überflüssig und langweilig, der irrt gewaltig.

Carla Berlings Roman ist auch heute brandaktuell, notwendig, lebensnah, informativ. Trotz aller Not, die die beiden Protagonisten, Kellnerin Rena und DJ Mike, vor den Augen des Lesers erleiden, äußerst vergnüglich. Filmreif.

Noble Hotels, Seminare, Alkohol, Sex und Eitelkeiten

Rena und Mike, gerade frisch verheiratet, chronisch klamm und voller Träume, geraten an die JUNO, einen Strukturvertrieb des Pegasus-Konzerns.

Sie erliegen schnell dem Sog der wunderbaren Versprechungen von Reichtum, Reisen und Luxus und geraten innerhalb kurzer Zeit in ein Netzwerk, dass fortan ihr Leben bestimmt und beinahe auffrisst. Noble Hotels, Seminare, Alkohol, Sex und Eitelkeiten.

Dieser Roman enthält zweifellos Insiderkenntnisse über Methoden, Argumentationsstrategien, Orgien, Provisionen und kleine und große Betrügereien. Informationen ,die mehr leisten als jede Verbraucherberatung. Informationen, die einen den großen Beschiss durchschauen lassen. Hier schreibt eine Autorin, die drin war, die weiß wie es läuft und das auch verrät.

Kein Satz Langeweile

Wie persönliche Beziehungen zwischen Menschen eiskalt dem Profit eines Strukturvertriebes geopfert werden, wie die nächste Stufe innerhalb der Struktur zum wichtigsten Lebensziel wird, wichtiger als ein Baby, wie arglose Mitarbeiter zu gewissenlosen Arschlöchern werden, die auch Freunden und Familienmitgliedern ohne mit der Wimper zu zucken unsinnige Finanzprodukte verkaufen, das erzählt Carla Berling unterhaltsam und trotz der ja eigentlich drögen Thematik spannend und folgerichtig. Kein Satz Langeweile.

Neben der verständlichen Darstellung der Geschäftspraktiken ist der Roman auch eine flotte Zeitreise in die 80er mit ihrer aus heutiger Sicht merkwürdigen Mode, ihrer Musik und ihrer Discoszene. Bei der Lektüre bekam ich "Money for nothing and chicks for free" nicht aus dem Kopf.

Für diejenigen, die diese Zeit bewusst miterlebt haben, eine bildhafte Erinnerung, für die jüngeren ein kleiner Ausflug in die skurrile Vergangenheit ihrer Eltern.

Nach der Lektüre dieses Romans werden sie sich so schnell nichts mehr von freundlichen "Anlageberatern" aufschwatzen lassen.

Sie werden bei entsprechenden Versuchen mit Freude feststellen, dass die im Buch beschriebenen rhetorischen Tricks immer noch angewendet werden und vielleicht werden sie manche davon selbst mit Vergnügen anwenden. Vielleicht legen Sie auch ab und zu einfach mal den Telefonhörer auf oder gar nicht erst ab.

Die Kommerzialisierung persönlicher Beziehungen

Heute nennt man Strukturvertriebe vielleicht nicht mehr Strukturvertriebe ,sondern MLM (Multi-Level-Marketing ), Netzwerk-Marketing oder auch weniger stylisch Mundpropaganda - am zynischen Vertriebssystem hat sich aber nicht viel geändert. Der pyramidenartige Hierarchieaufbau hat genauso überlebt wie die Kommerzialisierung persönlicher Beziehungen.

Die Feststellung, dass Carla Berling (http://www.carla-berling.de/) selbst das Prinzip des beschriebenen Mundpropaganda-Marketings äußerst geschickt für die Vermarktung ihrer Bücher z.B. bei facebook eingesetzt hat, sei gestattet. Aber, damit hat sie niemandem, der sich wegen der persönlichen Empfehlung von Freuden zum Kauf und zur Lektüre der "Rattenfänger" entschieden hat, geschadet. Das Gegenteil ist der Fall.

Ergo, die Anlage von 19,90 € für dieses Buch ist eine sehr gute Anlage, die Sie vor größerem Schaden bewahren wird und die Ihnen erheblichen Profit bringt.

Ich beglückwünsche Sie zu dieser Entscheidung, die ihr Leben verändern wird. Die beiden letzten Sätze werden sie nach der Lektüre der "Rattenfänger" vielleicht nochmal lesen und kritisch überdenken. Ganz falsch sind sie jedenfalls nicht.

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25.11.2020 Das also ist Dar-es-Salaam

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Das also ist Dar-es-Salaam! Tansanias Hauptstadt. Hochhäuser so weit das Auge reicht. Die Innenstadt bunt und vibrierend. International. Alle möglichen Religionen leben hier friedlich miteinander. Meist.

Ein beeindruckender Hafen. Grundlage für das Wachstum der sechs Millionen Menschen hier, geht man von inoffiziellen Schätzungen aus.

Von 1891 bis 1918 unter deutscher Kolonialherrschaft, vorher hatten die Araber das Sagen, die Briten blieben bis 1961, seitdem ist das ostafrikanische Land unabhängig.

Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Metropolen wie Kampala, Nairobi oder Johannesburg hat Dar-es-Salaam eines: wunderschöne Strände, die zu den schönsten des ganzen Landes gehören, obwohl auch hier die Umweltverschmutzung nicht Halt macht.

Mit traumhaften Villen und Urlaubsressorts. Wer’s sich leisten kann. Nur dass seit März eben die ausbleiben, die sonst für über 50 Prozent des Bruttosozialproduktes sorgen, wenn sie von hier aus mit der Fähre nach Sansibar strömen, in die Serengeti weiterreisen oder den Kilimanjaro erklimmen.

Die Touristen. Schuld daran ist das Corona-Virus, das es offiziell in Tansania nicht mehr gibt; nach Aussage des wiedergewählten Präsidenten John Magufuli wurde es durch Gebete besiegt.

Etwas mehr als 500 Infizierte soll es gegeben haben, keine Toten. „Take off the mask. No Covid-19 in Tanzania,“ werde ich immer wieder angesprochen. Nimm die Maske ab. Kein Covid-19 in Tansania. Soll ich den Menschen glauben?

Es wäre ja schon fast ein Wunder. Dass das Virus dieses Land verschont, während der Alptraum andernorts, auch und gerade im benachbarten Kenia, weiter anhält. Am 2. November komme ich an. Ein heißer Morgen. Die Hitze steigt aus der Erde, sickert von den Mauern, fällt vom Himmel herunter. Ich fühle mich benommen.

Schon, weil ich im Flugzeug über zwölf Stunden lang, über drei Kontinente hinweg, eine Maske und ein Corona-Schutzschild tragen mußte. Eine niederdrückende Traurigkeit lastet auf der sonst so lebhaften Stadt.

Dar-es-Salaam, das Tor zu einer wunderbaren Welt voller mondäner Ruhe und Unberührtheit. Egal was die Menschen auch sagen oder glauben, die internationalen Hotels halten sich strikt an Vorsichtsmaßnahmen. (In den öffentlichen Gebäuden ist es nicht anders.)

Es gibt unaufgefordert Desinfektionsmittel, Abstandsregeln werden eingehalten, man ist guten Muts, den einzigen Gast zu beherbergen, zeitgemäß zu wirken und ihn in Sicherheit zu wiegen. Und ja, ich fühle mich wohl aufgehoben; jedes Mal, wenn ich das Hotel betrete, mißt jemand meine Temperatur.

Die Angestellten tragen diszipliniert ihre Masken, der Fahrstuhl darf nur einzeln betreten werden, etc. Überhaupt und grundsätzlich komme ich mir nicht wie in einem Riesenkäfig vor, so wie Deutschland momentan auf mich wirkt; die Restaurants verschwunden, das Leben irgendwie auch, der psychische Stress, überall unsichtbare Mauern und überforderte Krisenmanager.

Vor meinen Augen spiegelt sich ein kulinarisches Kaleidoskop; neue, fremde Düfte, die meine Geister erwachen lassen.

Ich schlendere durch typisch asiatische, arabische und afrikanische Viertel - als einzig Weißer wohlgemerkt - und bewundere die Großprojekte, die das Leben in einer Millionenstadt bequemer für die Menschen soll, wie ein Schnellbus-System (ökofreundlich) oder eine Brücke nach Kigamboni, wohin täglich Tausende von Pendlern reisen.

Hier tut sich etwas Gewaltiges; und dem soll sich auch kein Virus in den Weg stellen. Politik eben. Schon am kommenden Tag beginne ich mein Fotoprojekt und suche nach Menschen, die willens sind, mit mir zu sprechen und sich porträtieren lassen. Es fällt mir nicht schwer, sie zu finden...

Aus dem Projekt „Nah und fern - Tansania 2020“ von Sönke C. Weiss, das der Autor und Afrika-Experte mit freundlicher Unterstützung eines Künstlerstipendiums des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen verwirklicht hat (www.soenkecweiss.com).

Weitere Reiseinformationen finden Sie auf 448 Seiten im ausführlichen und wohl recherchierten Dumont Reise-Handbuch „Kenia Tansania“ (www.dumontreise.de) für 24,99 Euro. 

Sönke C. Weiss ist ein deutscher Journalist, Filmemacher und Fotograf. Der Journalist sammelte zwanzig Jahre lang Berufserfahrung als Korrespondent und Reporter für deutsche Zeitungen in Frankreich, im Balkan, Afrika und Asien.

Weiss arbeitete als Korrespondent für den Evangelischen Rundfunkdienst Baden und von 2002 bis 2008 bei World Vision Deutschland. Er reiste als Communications Manager von 2002 bis 2008[2] durch den Süden Afrikas.

Er berichtete über die Ursachen der dortigen Hungerkrise und Landminen sowie HIV. Er bereiste fast alle afrikanischen Länder. Seit 2008 arbeitet er als Foto- und Filmkünstler. 2007 folgte das Theaterstück Butterflies of Uganda, für das er für den Pulitzer-Preis nominiert wurde.

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20.11.2020 Das Buch ist der Hammer

GFDK - Reden ist Silber - Sönke C. Weiss

Aufregend. Imposant. Herausragend. So läßt sich die neue Biografie über den wohl bekanntesten Künstler der Pop-Art zusammenfassen. Doch selbst das ist untertrieben.

Das Buch ist der Hammer! „Warhol - Ein Leben als Kunst“ entstand auf Basis langjähriger Recherchen, bisher unbekannten Dokumenten und Hunderter exklusiver Interviews mit Warhols Freunden, Feinden und Liebhabern, die der Autor und Kunstkritiker Blake Gopnik hat führen dürfen.

Auf 1.232 nie langweiligen Seiten, ganz im Gegenteil, verfolgt er den Lebensweg des Künstlers von seinen Anfängen als verarmter Sohn osteuropäischer Einwanderer im Pittsburgh, USA, der Dreißigerjahre über seine ersten Erfolge als Werbezeichner bis hin zu seinen bahnbrechenden Werken der Pop-Art in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Warhols Mantra:

Alles ist Kunst. Ob Suppendosen, Hollywood-Stars, Dragqueens oder Intellektuelle. In seiner New Yorker „Factory“ gaben sie sich die Klinke in die Hand, umschwärmten die radikale wie rätselhafte Kunstfigur Warhol wie Motten das Licht.

Nur wer bei ihm ein- und ausging war von Bedeutung. Daran konnte selbst Valerie Solanas nichts ändern, die am 3. Juni 1968 ein Attentat auf Warhol verübte und ihn um Haaresbreite tötete.

„Warhol - Ein Leben als Kunst“ ist mehr als nur eine umfassende Biografie, sondern spiegelt eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die ohne Weiteres einem Picasso, Rembrandt oder jedem anderen Genie das Wasser hat reichen können.

Erschienen ist dieses wunderbare Buch bei C. Bertelsmann (www.cbertelsmann.de) und kostet 48 Euro. Absolut unvergessbarer Lesestoff.

Sönke C. Weiss

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19.11.2020 Also doch eine Ermächtigung?

GFDK - Reden ist Silber - Gottfried Böhmer

Sorgen die Truppen des Kultur- und Medienestablishments für ausgewogene Berichterstattung? 92 Prozent der ARD-Volontäre wählen Grün-Rot-Rot. Und diese Tendenz wird noch zunehmen wie eine Umfrage der Verbandszeitschrift „Der Journalist“ zur politischen Einstellung des ARD-Nachwuchses zeigt.

„Wenn am Sonntag nur die Volontär*innen der ARD wählen würden“, schreibt das Blatt, „dann sähe das so aus“: 57,1 Prozent für die Grünen, 23,4 für Die Linke, 11,7 für die SPD. Dann folgen die Sonstigen mit 3,9 Prozent und – kaum noch messbar – die Union mit 3 Prozent und die FDP mit 1,3 Prozent (beim ZDF sieht es nicht besser aus).

Deutschland ohne Bürgertum in den Medien

92 Prozent für Grün-Rot-Rot - Wenn die ARD so weitermacht, herrscht in deren Redaktionen bald eine Vielfalt wie beim chinesischen Volkskongress, schreibt Rainer Haubrich Stv. Ressortleiter Meinung von "Welt-Online".

Diese links grünen ARD-Volontäre bekommen später alle einen schönen gut bezahlten Vertrag bei der ARD und können dann als Moderatoren, Reporter, Büroleiter usw. ihre Meinungsbild täglich über die deutschen Bürger ausschütten und denen klar machen, wen sie zu wählen oder was sie zu denken haben.

Dass die Klimakatastrophe vor der Tür steht, und dass alle Autofahrer so oder so Schweine sind, und dass alle nur noch Radfahren sollen. Und Fliegen nur noch für Reiche? Ach nee, die sollen ja am besten enteignet werden.

Beim WDR wird ihnen ihr Gehirn ausgefegt

Das sind nur einige Beispiele was auf uns zukommt, und beim ZDF sieht es nicht viel besser aus. Die Bürgerliche Mitte wird aus den Medien verschwinden. Heute schon sind ja nur noch Zeitgeist-Surfer und Opportunisten unterwegs.

Der absolute Gehirnwäsche-Sender ist der WDR, hier wird ihnen das Gehirn nicht nur gewaschen, es wird ausgefegt. Sie müssen nur 15 Tage die Aktuelle Stunde schauen, danach sind sie garantiert gehirnfrei. Ich mach das jeden Tag, aber ich ziehe mir dazu einen Aluhut auf. Das Schlimmste ist, dass sich im Bürgertum niemand daran zu stören scheint. Oder doch?

Corona und die Folgen bekommen wir jetzt schon zu spüren

„Das Jahr 2020 wird als »Epochenjahr« in die Geschichtsbücher eingehen. Weltweit trug eine Mehrheit der Bevölkerung teils drastische Einschränkungen ihrer Grundrechte bereitwillig mit, in der irrigen Annahme, es handle sich um zeitlich befristete Reaktionen auf die "Corona-Pandemie".

Die gnadenlose Hetzjagd der Mainstream-Medien auf diese Menschen, das Sperrfeuer aus Diskreditierung, Verunglimpfung und Diffamierung haben jedoch jedes normale Gespräch in ein hochexplosives Minenfeld verwandelt, schreibt mir Klaus Mehling, der aus dem Artikel von Matthias Müller "Auf hauchdünnem Eis" im rubikon zitierte. Aus Angst beim ersten Anzeichen von Kritik sofort als Corona-Leugner, Covidiot oder rechter Verschwörungstheoretiker zu gelten, schweigt man lieber.

Also doch eine Ermächtigung

Um die schwierige Corona-Lage zur erklären, spricht Angela Merkel im Bundestag wie zu Kleinkindern, kritisiert Alexander Kissler in einem Beitrag für "Welt-Online" und warnt vor der Infantilisierung der Gesellschaft: Wenn wir uns das gefallen lassen, enden wir im geistigen Laufstall. Man achte auf folgende Aussage von
Merkel: "Es wird am 1. Dezember nicht die Normalität einkehren, wie wir sie vor Corona kannten".

Abstandsgebote, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Raum, das Beschränken oder Untersagen von Übernachtungsangeboten, Reisen, Kultur-, Sport- und Freizeitveranstaltungen, das Schließen von Geschäften oder das Anordnen einer Maskenpflicht im öffentlichen Raum.

"Schwerwiegende Schutzmaßnahmen kommen insbesondere bei Überschreitung eines Schwellenwertes von über 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen in Betracht". Ab einem Wert von 35 seien auch "stark einschränkende Schutzmaßnahmen" erlaubt.

Berliner Gesinnung und Faschisten

Was für eine Gesinnung die Damen und Herren in Berlin haben, konnte man an dieser Aussage ersehen: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wollte Treffen in privaten Räumen, etwa der eigenen Wohnung, kontrollieren lassen. "Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein“, das sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Dazu sage ich, wer sowas auch nur denkt, ist ein Faschist.

Die Regierung will - das ist der tiefere Sinn der gesetzgeberischen Aktivität,  nicht länger Gerichtsurteile kassieren, die ihre Autorität infrage stellen.

Gabor Steingart schreibt dazu: " Die Mechanismen des liberalen Rechtsstaats, mit der Gewaltenteilung im Zentrum, werden von Spahn und Merkel strapaziert und womöglich auch verformt, aber eben nicht beseitigt.

Die Debatte muss geführt werden, aber nicht mit feuchter Aussprache. Die Regierung hat das erste Wort, aber nicht das letzte. Auf die Einlassung des Bundesverfassungsgerichts darf man gespannt sein.Doch auch ein höchstrichterlicher Spruch kann zwar beruhigend, aber niemals heilend wirken. Diese Pandemie verletzt Interessen, berührt Biografien, gefährdet Existenzen. Es gibt in diesen Tagen keine unschuldigen Beschlüsse".

Der zahnlose Tiger, Christian Lindner, kritisierte die geplante Reform des Infektionsschutzgesetzes zwar als „Blankoscheck“, das war es aber auch schon. Immerhin hat er von einem Freifahrtschein für die Bundesregierung gesprochen. Also doch von einer Ermächtigung.

Corona-Demos verbieten

In Berlin gingen zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Darunter das übliche Gemisch der selbst ernannten "Querdenker": eine recht große Gruppe von schwer verwirrten Verschwörungstheoretikern, einigen Protestler mit berechtigten Sorgen, die sich offenbar wenig Gedanken darüber machen, mit wem sie da marschieren – und dazu nicht wenige Rechtsextremisten, die sich dem Corona-Leugner-Milieu anbiedern, schreibt Timo Lehmann, Redakteur im SPIEGEL-Hauptstadtbüro, und fordert deshalb solche Großveranstaltungen vorübergehend einzuschränken, oder zu verbieten.

Nun warum soll man sich darüber noch wundern, wenn der "Spiegel" von Corona-Leugner-Demos in Berlin schreibt. Das ist genau die linke Presse, die bei vielen so verhasst ist, mittlerweile auch in einigen Teilen des Bürgertums.

Die WELT fragte heute den Mediziner und Gesundheitsökonom Matthias Schrappe, er war von 2007 bis 2011 stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit.

Was halten Sie vom neuen Infektionsschutzgesetz?

Schrappe: Damit wächst die Kontrollmacht des Staates, die ärztliche Schweigepflicht ist in Gefahr. Wir gefährden einen wichtigen, historisch bewährten Grundwert unserer Gesellschaft.

Donald Trump hat die Wahl nicht verloren, er hat die Medienschlacht verloren

Der bekannte US-Journalist Glenn Greenwald ist im Streit über einen Artikel über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden aus dem von ihm mitbegründeten investigativen Journalismusprojekt "The Intercept" ausgestiegen.

Die Redaktionsspitze der Investigativ-Website habe sich geweigert, den Artikel zu veröffentlichen, falls er nicht "alle kritischen Abschnitte" über Biden entferne, erklärte Greenwald am Donnerstag

Greenwald wollte nach eigenen Angaben auf "The Intercept" einen Artikel veröffentlichen, in dem er Nachrichtenredaktionen eine positive Voreingenommenheit gegenüber Biden vorwirft. Einen Entwurf des Artikels veröffentlichte Greenwald inzwischen selbst

Greenwald erklärte, "The Intercept" sei von den "gleichen Tendenzen von Repression, Zensur und ideologischer Homogenität" wie die nationale Presse geprägt. Na, was gibt es dazu noch zu sagen? Kennen wir doch zu genüge von unseren Medien.

Gottfried Böhmer

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