28.03.2017 Die Hoffnung stirbt zuletzt

Die digitale Katastrophe, der D-Zug mit Atomantrieb

von: Gottfried Böhmer

Werden wir von der Digitalisierung bedroht? Läutet die Digitale Transformation das Ende der Wohlfahrts-Arbeits-Gesellschaft ein? Wer hat in Zukunft noch Arbeit und ein Ein-Auskommen? Und was machen dann die Millionen Menschen für die es keine Arbeit mehr gibt?

Und wer zahlt in dieser Zukunft die Steuern und Sozialleistungen? Brauchen wir doch das bedingungslose Grundeinkommen? Müssen Maschinen besteuert werden? Viele Fragen, kaum Antworten.

Was da auf uns zukommt ist ein D-Zug mit Atomantrieb

Und deshalb müsse schon einmal Beruhigungspillen unters Volk gebracht werden. Und was eignet sich dafür besser als eine Studie die Medial unter die Leute gebracht wird. Das Marktfoschungsunternehmen Coleman Parkes Research hat dafür die Studie Wold of Change im Auftrag von Ricoh Europe erarbeitet. Hinter Ricoh Europe verbirgt sich der Japanische Digital-Konzern K.K. Ricoh mit Sitz in Tokio.

Studie - Arbeitnehmer haben angeblich keine Angst vor der Digitalisierung

Laut dieser Studie sehen die Arbeitnnehmer nicht schwarz, sondern sind optimistisch. "Die Angestellten von Unternehmen in Europa blicken sehr optimistisch in die nahe Zukunft. Die meisten (91 Prozent) wissen zwar, dass auf ihre aktuelle Tätigkeit durch Digitalisierung, politische Turbulenzen und wirtschaftliche Unsicherheit sehr bald Veränderungen zukommen."

Aber 95 Prozent sollen auch davon überzeugt sein, dass ihre Unternehmen von dem Wandel profitieren werden. Die Angestellten von Unternehmen in Europa würden sehr optimistisch in die Zukunft blicken. Da fragt man sich, was haben die geraucht? Von den über 300 Millionen Arbeitnehmern in Europa hat Coleman Parkes Resarch 2.000 Angestellte befragt. Angestellte???

Und jetzt kommts "Durch die zunehmende Automatisierung werde den Arbeitnehmern mehr Zeit für eine zusätzliche Wertschöpfung bleiben". Wertschöpfung von was? Aber es wird noch besser: So würden sich 61 Prozent den Einsatz von Technologie für die bessere Kundenkommunikation, höhere Produktivität durch neue Kollaborationshilfsmittel und die Vereinfachung von Geschäftsabläufen wünschen.

Da fragt man sich, wen haben die befragt?  Diese Aussagen hören sich so an als wenn man das Management befragt hätte und nicht den normalen Arbeitnehmer. In einem weiteren Satz wird das auch bestätigt. "Für die neue Arbeitsrealität sind qualifizierte Angestellte erforderlich. Die Befragten sehen im rekrutieren von Talenten die größte Herausforderung.

Also, optimistisch sind nicht die Arbeitnehmer, sondern nur die Unternehmer und ihr Management, die sich auf die kommende Gewinnoptimierung freuen.

Digitalisierung im Handel

Schauen wir uns das an Hand der grossen Lebensmittelketten an. Die Scheizer Migros-Genossenschaft mit zuletzt über 100.000 Beschäftigten hat schon damit begonnen wie man in Zukunft keine oder nur noch sehr wenige Mitarbeiter braucht.

Der digitalisierte Supermarkt braucht kein Personal mehr. (self-check-out) Der Kunde scannt seine Ware selbst ein und bezahlt an einer Selbstbedienungskasse ohne Kassenpersonal. Aber auch die Waren werden in Zukunft nicht mehr von Menschen nachgefüllt sondern von Robotern.

Das sind alles keine Raketenbauer

Auch die Handelsketten Real, Globus, Familia, Edeka und Rewe haben an einigen Standorten schon damit begonnen diese Systeme anzuwenden. Schon heute werden dadurch die Personalkosten pro Filiale um 30 Prozent gesenkt, und das ist erst der Anfang.

2015 waren in Deutschland etwas über drei Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Davon fast zwei Millionen Teilzeitbeschäftigt oder Geringbeschäftigt. Die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten hat sich sei 2004 fast verdoppelt. Die braucht in fünfzehn Jahren kein Schwein mehr. Aber auch die heute noch 1,1 Millionen Vollzeitbeschäftigten lassen sich auf unter 500.000 drücken, wenn nicht sogar mehr. Denen wird der Onlinhandel den Rest geben.

Die Zündschnurr brennt schon, aber wie viele Meter hat sie noch?

Von dieser Entwicklung sind alle Branchen betroffen, wenn ich schreibe alle, dann meine ich auch alle. Sogar der Journalismus ist betroffen. In Zukunft werden Computer die Texte generieren und schreiben, auch hier ist der Mensch bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gefragt. Texte wie diesen werden sie dann nicht mehr zu lesen bekommen, ist ja so oder so schon heute im twitter-Zeitalter nicht mehr gefragt.

Im Güterverkehr und der Logistik - Strasse, Schiene, Luftfahrt werden hunderttausende Mitarbeiter nicht mehr gebraucht. LKWs fahren ohne Fahrer, Flugzeuge fliegen ohne Piloten und Lagerarbeiter sind vollkommen überflüssig. Die Digitalisierung-Automatisierung in der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe wird in den nächsten 20 Jahren einen Quantensprung machen und Millionen Arbeitsplätze werden verloren gehen.

Auch die Akademiker werden nicht verschont

Frank Thelen, einer der Investoren und Juroren der VOX-Gründershow "Die Hölle der Löwen" meinte unlängst in einem Interview mit WIRED Germany "Banken werden nicht mehr benötigt werden, weil alles über Peer-to-Peer-Lösungen mit intelligenter Software passieren wird."

Künstliche Intelligenz wird in fast alle Wirtschaftsbereiche eingreifen, nicht nur in der Kundenberatung. In der Medizinbranche wird ein Großteil der Ärzte durch KI und Big Data abgelöst werden. Die eigentliche Frage wird bald sein: Welche Branche ist so klein, dass sie noch ein bisschen in Ruhe gelassen wird?“

Politiker, Gewerkschaften und Medien machen die Augen zu, der Philosoph Richard David Precht nicht

Der Journalist Rainer Himmelfreundpointner für eine Sonderausgabe der Zeitschrit "Trend" ein Gespräch mit Richard David Precht und dem Digital Evangelist Karl-Heinz Land. Allein in Deutschland sind laut A.T. Kearney 45 Prozent aller Arbeitsplätze in Gefahr.

Digitalisierung: Auch auf dem Medienkongress 2017 sprach Richard David Precht über eine Gesellschaft, in der die Hälfte der Bevölkerung keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgeht. Prechts Ausführungen zu dem Thema zeigten, dass die Debatte um die Zukunft Deutschlands in der digitalen Welt an Intensität gewinnt.

Precht: "Auch heute könnte es an sehr vielen Ecken und Enden sehr, sehr laut knallen, und damit meine ich nicht den Terrorismus. Was wir heute in Europa an Chauvinismus züchten, auch als Reaktion auf die Digitalisierung, ist als Breiten-Phänomen bei weitem gefährlicher als die paar Idioten, die mit einer Kalaschnikow in der Hand Allahu Akbar schreien. In Deutschland liegt die AfD trotz einer der geringsten Arbeitslosenraten zwischen zehn und 20 Prozent.

Was wenn es mit den Jobverlusten erst richtig losgeht?

Stellen Sie sich vor, wenn es mit den Jobverlusten erst einmal so richtig losgeht, wenn jene, die mal gut verdient haben wegen der Digitalisierung überhaupt keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben. Deswegen muss das Grundeinkommen ganz, ganz schnell kommen. Wir können nicht warten, bis alles auseinander fliegt. Wir können maximal versuchen, das Tempo der Digitalisierung zu drosseln."

Nebeneffekt und Nebenwirkung

Menschen ohne Arbeit - Verweiste Innenstädte - und leere Immobilien. In einigen Kleinstädten wurden schon die Fußgängerzonen abgeschafft und für den Strassenverkehr freigegeben. Die Geschäfte hatten dicht gemacht, weil die Kundschaft durch den Onlinehandel ausgeblieben ist. Dieser Trend wird auf kurz oder lang auch die grösseren und zum Schluß die Großstädte erreichen. Freie Fahrte für Bürger ohne Arbeit und Einkommen.

Einige glauben das man ja noch viel Zeit habe, 15 - 20 Jahre ist ja noch weit weg. Falsch: "Relentless" - unbarmherzig, unerbittlich, gnadenlos, so wollte Jeff Bezos der Gründer von Amazon ursprünglich seine Firma nennen, Freunde haben ihn davon abgeraten. Für den Stationären Handel ist es aber die Realität geworden.

Und schauen sie sich Zalando an. Die Firma wurde vor 8 Jahren in einem Hinterhofbüro gegründet. Mit gerade einmal 500 Mitarbeitern machen sie heute schon einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro. Mit 9,4 Milliarden Euro ist das Unternehmen fast doppelt so viel Wert wie die Axel Springer AG.

Der Ist Zustand 2017

Altersarmut, über 10 Millionen Niedriglöhner- Leiharbeiter und Millionen Hartz4 Empfanger prägen das Bild von Deutschland 2017.

2014 hatten fast 335.000 Menschen kein Dach über dem Kopf, Prognose bis 2018 sollen es mehr als 500.000 sein.

Automatisierung bedroht Arbeitsplätze

Die Verunsicherung der Menschen greift alle Demokratischen Werte an. Viele fragen sich, ob sie morgen überhaupt noch gebraucht werden. In den nächsten 15 Jahren sind laut einer Studie der Universität Oxford 59 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland durch Automatisierung bedroht. Selbst wenn es nur 30 Prozent würden, wäre es eine Katastrophe für die Menschen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Kassiererinnen, Lkw-Fahrer, Pflegepersonal aber auch Rechtsanwälte, Journalisten und Ärzte werden nicht mehr gebraucht. Die Armut wird sich in die Mitte der Gesellschaft fressen, heute schon arbeiten 25 Prozent aller Erwerbstätigen im Niedriglohnsektor. Wie soll das in 10 Jahren aussehen? Und die Politik hat keine Antwort, kein Lösung auf diese Fragen.

Am 5. Januar 2016 meldet "WELT-Online", dass die Mitarbeiter der Tafeln am Rande der Erschöpfung seien. Der Andrang würde immer grösser, selbst Studenten und immer mehr Geringverdiener sind auf die Lebensmittel angewiesen um zu überleben. Die Tafel-Helferächzen über die Belastung und arbeiten am Anschlag.

Dr. Ulrich Schneider. Der Erziehungswissenschaftler und Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes schreibt in seinem am 1. Februar 2017 erscheinenden Buch "Kein Wohlstand für alle!?"

"Wenn wir über Vermögen nachdenken, haben wir ja mittlerweile die Situation, dass die unteren 40 Prozent bereits nichts oder Schulden haben. Wir haben 40 Prozent in der Bevölkerung, die von der Hand in den Mund leben. Mittlerweile erleben wir jeden zweiten Arbeitsvertrag, der abgeschlossen wird, als befristeten Arbeitsvertrag.

Den Menschen wird von morgens bis abends seitens der Politik oberlehrerhaft erklärt, dass sie ihre Rente vergessen könnten. Wir leben in einer Zeit, wo fast die Hälfte der Bevölkerung nachvollziehbarer Weise tief verunsichert ist. Weil sie nicht an diesem Wohlstand teil hat."

Am Donnerstag 2. März 2017 hat der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen neuen Armutsbericht vorgestellt. Das Ergebnis: Die Armutsquote nimmt zu, es gibt immer mehr arme Menschen in Deutschland. Neuer Höchststand, 12,9 Millionen Deutsche sollen arm seien.

Auch den Tod können sich viele nicht mehr leisten

Die Sozialämter in den Kommunen müssen immer häufiger für die Kosten von Bestattungen einspringen, weil die Hinterbliebenen finanziell überfordert sind. Die Behörden haben im Jahr 2015 für 23.389 Personen eine entsprechende Kostenerstattung vorgenommen, berichtet die „Saarbrücker Zeitung“

Sabine Zimmermann von der Linksfraktion im Bundestag: „Auch nach ihrem Tod werden die Verstorbenen ein weiteres Mal als arm gebrandmarkt, durch das sichtbar ärmliche Begräbnis und die bescheidene Grabausstattung“

"Welt-Online" schreibt am 25. März: "Das Gespenst der Digitalisierung erfasst allmählich die Anwaltsbranche. Auch in der Rechtsberatung wird die Maschine den Menschen ersetzen – von vielen Kanzleien wird nichts übrig bleiben".

Gottfried Böhmer

 

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