14.01.2017 Content bleibt King

Die Angst der Medien vor Content-Marketing

von: Gottfried Böhmer

Panik in den Medienhäusern? Die sinkenden Auflagen und fallenden Werbeeinnahmen schlagen ihre Blüten und es wird immer lustiger. Schuld daran soll Content-Marketing sein, der zudem noch den Populismus von links bis rechts Tür und Tor öffne. Die Meinungshoheit-Deutungshoheit der Medien steht auf der Kippe und nun schlagen sie um sich und suchen einen Schuldigen.

Die werbetreibende Wirtschaft, so die Botschaft, soll ihrer medialen Verantwortung gerecht werden und kritischen Journalismus direkt und indirekt fördern. Content-Marketing würde dem im Weg stehen und "der Verzicht darauf wäre ein erster, sehr wichtiger Schritt dazu".

"Werbung war gestern, heute wird das Content-Marketing immer stärker. Denn Konzerne kreieren immer öfter eigene, unkritische Medieninhalte. Das wäre gerade für unsere Gesellschaft eine gefährliche Entwicklung, schreibt Handelsblatt-Medienexperte Hans-Peter Siebenhaar auf MEEDIA.de".

Nachfragen, einordnen und bewerten würde immer häufiger ins Hintertreffen geraten, kann man da lesen. In der österreichischen Zeitung „Standard“ schrieb der Kommunikationschef von OMV Johannes Vetter, Gesteuerte „Wahrheiten“ würden kritischen Journalismus ersetzen.

Moral, Raffinität, Flächenbrand, Armada

Seiner Meinung nach hätte Content-Marketing die Kraft, „den Unternehmen die Moral unter den Füßen wegzuziehen“. Es fördere die „unredliche Vermischung von Anzeigenverkauf und redaktioneller Arbeit“. Es gäbe "viele Wege, um auf raffinierte Weise die Werbebotschaft loszuwerden".

Hans-Peter Siebenhaar schreibt von einem Flächenbrand, der sich immer weiter ausbreitet, und es würde eine Armada von PR-Strategen am Werk sein. Nach dieser Lesart kann der dumme Leser nicht von Information und Reklame unterscheiden.

Um was geht es?

Und jetzt kommt die entscheidende Passage, die aufzeigt, um was es den Kritikern von Content-Marketing wirklich geht.

Brandgefährlich, beschädigt, erschüttert, populistisch

"Content-Marketing ist brandgefährlich für eine Gesellschaft, die Ehrlichkeit und Transparenz ernst nimmt. Denn diese Werbeform beschädigt kontinuierlich den kritischen Journalismus. Sie erschüttert systematisch das Vertrauen der Nutzer in die Unabhängigkeit von Inhalten. Die Folgen des Vertrauensverlustes in die Medien sind bereits überall in Europa sichtbar. Populisten von rechts und links in Europa profitieren davon".

Wir wollen mal die Stühle zurechtrücken

Content-Marketing lebt von Faken und guten Inhalten, die für den Leser relevante Informationen mit Mehrwert bietet. Niemanden wird hier eine Meinung aufgezwungen oder etwas verfälscht. Alle Agenturen, die wir kennen halten sich an diese Regeln, ganz im Gegenteil zu dem angeblich "unabhängigen kritischen Journalismus". Hier einmal ein Beispiel wie man Werbung für ein Museum, eine Ausstellung und einen Künstler macht. Hermann Wiehl im MAC

Am 9. Oktober 2016 habe ich schon geschrieben:

Erzählen sie keine Märchen, das machen heute die Journalisten

Mittlerweile ist sogar der Journalismus vom Storytelling kontaminiert. Der Journalismus hat, so das Selbstbild, die Aufgabe sich an Fakten zu halten und eben keine Geschichten zu erzählen. Erzählen statt berichten sollte nicht das Credo, die Devise von Journalismus sein.

Es gibt zudem einen feinen Unterschied. Meine beste Content-Strategie taugt nichts, wenn das Produkt, das Unternehmen etc nicht das hergibt, was ich in meiner Botschaft verkaufen möchte. Von daher ist guter Content heute schon teilweise besser und informativer als das, was uns Journalisten täglich servieren.

Die Wahrheit ertrinkt im Popcorneimer

Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis man auch noch behauptet Content-Marketing seien Fake-News, ein neues und beliebtes Totschlag Argument, was gerade die Runde macht. Anschuldigungen wie hier beschrieben werden den Medien nicht helfen aus ihrem Auftrags-Werbe-Auflagenloch rauszukommen.

Die Tendenz zum "beleidigt sein", die weit verbreitet ist, hilft in Streitfragen niemanden weiter. Content bleibt King, wenn wir weiter einzigartige Inhalte schaffen. Den Weg in den "medialen Brei" haben die Journalisten selber verschuldet. Macht einfach wieder guten Journalismus, dann braucht ihr auch keinen "Medien Kommissar" mehr.

PS: Adele ist ganz entsetzt, sie weiß schon nicht mehr ob sie nach links oder rechts laufen soll.

Gottfried Böhmer