11.12.2016 Gipfeltreffen ohne Deutsche

Deutschlands Agentur - und Marketingentscheider ohne Visionen

von: GFDK - Gottfried Böhmer

Es ist zum Mäuse melken. Deutsche Unternehmen und Agenturen schlafen in aller Ruhe mit dem Kopf an der Wand und still ruht der See. Zwar ist Natives Advertising, Content Marketing und Storytelling in aller Munde, nur scheint das Deutschlands Agentur - und Marketingentscheider wenig bis überhaupt nicht zu interessieren.

Gipfeltreffen ohne Deutsche

Der Journalist Johannes Ceh konnte es kaum glauben. Auf dem globalen Gipfeltreffen der Native Advertising Branche in Berlin waren kaum Deutsche anzutreffen, und das obwohl sich dort die internationale Créme de la Créme von google, linkedin, buzzfeed, der New York Times und Co versammelt hatten und sich einen regelrechten Wettkampf um diese Themen boten. 

Johannes Ceh stellte sich die Frage, ob die Veranstaltung nicht ausreichend bekannt gewesen sei. Wohl kaum. Es ist wohl eher der Unwille der Entscheider in Deutschland sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen. Die Banner - und Klickwirtschaft war für die Branche in den vergangenen Jahren ein Milliardengeschäft und sehr einfach zu handeln. Warum sich nun anstrengen, fragen sie sich wohl.

Native Advertising wird positiv wahrgenommen

Dass 70% der globalen Entscheider im kommenden Jahr mehr Content produzieren wollen (hier braucht man kluge Köpfe), scheint die Deutschen nicht zu interessieren. Dass Advertising von den Nutzern positiv wahrgenommen wird, wie eine Studie der Universität Antwerpen zeigt, in der 86% der Rezitenten mit Native Advertising einverstanden sind und diese sogar positiv wahrnehmen, scheint auch keinen hierzulande zu berühren.

Die Frage ist, wie lange wollen die Unternehmen das noch mitragen? Johannes Ceh meinte weiter: Premium-Content hat mit Schleichwerbung nichts zu tun und die Marketing-Entscheider hätten das Potential noch nicht voll erkannt. So seien die Zeiten des organischen Wachstums auf Facebook & Co vorbei, Ad Blocker seien auf dem Vormarsch und die durschnittlichen Klickraten von Banner-Kampagnen liegen oft unter 1%.

Wie, Wo, Was

Hier wird also viel Geld vernichtet. Native Advertising ist viel mehr als einfache Werbebotschaften, denn es werden Inhalte geliefert, Inhalte, die für den Leser einen echten Mehrwert bieten. Wo finde ich? Wie komme ich da hin? Was wird mir geboten?

Wenn interessante Artikel, die gut aufbereitete Informationen liefern und dem Leser eine Hilfestellung bieten, sollte man nicht von Schleichwerbung sprechen, denn dann dürfte ich überhaupt nichts mehr schreiben. Weil egal worüber ich schreibe, alles Werbung wäre.

Wir würden keine Interviews mehr führen und Markus Lanz wäre arbeitslos

Wenn wir mit einem Musiker, Schriftsteller oder Künstler ein Exklusivinterview führen, was wir häufig gemacht haben, machen wir ohne es zu wollen, Werbung für die Person, seine neueste CD, sein Buch oder seine Kunst. Das läßt sich, da es in der Natur der Sache liegt, nicht verhindern und hat mit Schleichwerbung wenig zu tun.

Wenn es darum ginge, dürfte kein Prominenter mehr in eine Talkshow eingeladen werden. Oft stellt da ein Schauspieler seinen neuen Film vor, der Schriftsteller sein neuestes literarisches Werk u.s.w. Markus Lanz wäre dann arbeitslos.

Ob die Entscheider es wollen oder nicht, sie müssen sich der digitalen Transformation stellen. Der Anteil von Content Native Advertising, kluges Link-Building, Influencer-Marketing und Storytelling wird dramatisch ansteigen. Einige mittelständige Agenturen, so meist um die 50 Mitarbeiter, haben das schon länger verstanden.

Agenturen wie Artaxo aus Hamburg, die Suchhelden in Osnabrück, Trust Agents im schönen Berlin, die Agentur WebINETion aus Stuttgart und Eology in Volkbach bei Würzburg setzen die Kundenwünsche vertrauensvoll und kompetent um. Die Liste ließe sich hier an dieser Stelle noch um einige erweitern. Die von mir hier erwähnten Agenturen zeichnen sich aber auch durch ihre Mitarbeiter aus, freundlich, gesprächsbereit und immer für Anregungen offen.

Was könnten Agenturen und Unternehmen besser machen?

Ein Beispiel. Hotelketten und Hotels, die oftmals in vielen Städten Standorte haben, überlassen die Vermarktung weiterhin den Onlineportalen wie hrs, hotel.de, booking.com etc. Die Vermarktung zielt ausschließlich nur über den Preis für ein Hotelzimmer ab.

Dabei verdienen die Buchungsportale viele Millionen an Provisionen und ruinieren die Hotelbranche. Unlängst hat sich Eugen Block, der das 5-Sterne Haus Grand Elysée in Hamburg besitzt, zu Wort gemeldet. "Die Buchungsportale verlangen von uns Provisionen von 15-25% vom Zimmerpreis und den zahlen nicht die Kunden, sondern das Hotel".

800.000 bis 900.000 € zahlt sein Hotel mittlerweile im Jahr an die Buchungsportale, das ist für viele ruinös. Nun ruft Eugen Block zum Boykott der Buchungsportale - Klickmaschinen auf. hrs hat er schon ausgeschlossen. Langsam regt sich Widerstand.

In Regensburg haben sich die Hotels zu einem Verein zusammengeschlossen und ein eigenes Buchungsportal hotels-in-regensburg.com gegründet.  34 Hotels in der Stadt mit 1750 Zimmern bietet nun bis zu 15 € preiswerter ihre Zimmer an als die Buchungsportale. 220.000 Betriebe gibt es in Deutschland. Das wäre doch ein riesiges Potential für die Content-Marketing-Agenturen?

Man könnte es auch anders machen

Lassen Sie einen Hotelbesucher in Hamburg, München, Berlin etc. in Ihrem Hotel absteigen. Der fiktive Besucher der Stadt erzählt uns nun was er in der Stadt alles erlebt hat. Er besucht die Sehenswürdigkeiten, die Museen, Bars, Cafés und Restaurants, er beschreibt die tolle Architektur, welches Event er besucht hat und vieles mehr.

Der Preis ist nicht der Maßstab aller Dinge

Der schöne Tag endet am Abend im Wellnessbereich oder in der Hotelbar, wo er noch nette Leute aus aller Welt kennenlernt. So kann man schöne Geschichten mit einem hohen Informations - und Mehrwert für die Leser aufbauen. Und das Hotel ist ganz vorne dabei. Dann geht es dabei auch nicht nur noch um den Zimmerpreis. Das Erlebnis zählt!

Wie man eine neue Handtaschenkollektion um die Welt reisen läßt, hat unser Marketing-Mops Adele ja schon erzählt.

Das Fazit von Johannes Ceh lautet: "Das weitestens noch fehlende Verständnis für Native Advertising unter Entscheidungsträgern bedeutet eine große Chance für Agenturen und Unternehmen. Jetzt besteht die Chance sich als "First Mover" abzuheben und durch relevante Inhalte direkt in der Lebenswelt einen positiven Einfluss auf Image und Kaufwahrscheinlichkeit der Zielgruppe herzustellen".

Die Redaktion von GFDK und Gottfried Böhmer wünschen den Marketingentscheidern ein gutes Händchen bei ihren Entscheidungen.