03.03.2014 der Rubikon ist überschritten, ist das schon der Krieg

André Kemper von der Agentur Thjnk kann auch zuschlagen "Das war ein harter Fight"

von: GFDK - Gottfried Böhmer

André Kemper, der Mitgründer der Agentur Kempertrautmann machte nun mal wieder von sich reden, aber nicht als Werbefachmann aus Hamburg und Entwickler der Kampagne "Geiz ist geil". Vor laufenden Kameras lieferte er sich eine Schlägerei auf dem Opernball in Wien von Gastgeber Richard Lugner.

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Würzburger Geschäftsmann wollte nur "Spaßinterview" mit Kerner - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Kerner-angegriffen-Opernball-Poebler-ist-Wuerzburger-Geschaeftsmann-id29012307.html

Sogar die Klitschkos sollen von André Kempers rechter Graden beeindruckt gewesen sein. Kemper kommentierte kurz: Das war ein harter Fight, in der Werbebrance wird aber von Haus aus mit harten Bandagen gekämpft und somit wäre das für ihn keine neue Erfahrung.

Kerners schlagkräftiger Begleiter

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Würzburger Geschäftsmann wollte nur "Spaßinterview" mit Kerner - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Kerner-angegriffen-Opernball-Poebler-ist-Wuerzburger-Geschaeftsmann-id29012307.html

André Kempers Gegner, der Würzburger Geschäftsmann Ulrich J. Pfafflhuber kommentierte kurz und knapp, „Ich habe einen schweren Kieferbruch, aber ich bestehe auf einen Rückkampf an gleicher Stelle im kommenden Jahr". Richard Lugner soll von der Idee geradezu begeistert sein, hört man aus seinem näherem Umfeld wie Insider uns bestätigten. Auch Markus Lanz unsere Geheim-TV-Waffe soll schon angekündigt haben, dass er alle zum Gespräch bitten möchte. Wenn das nichts bringt, will RTL alle ins Dschungelcamp einladen.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. Ulrich J. Pfafflhuber fragte den Fernsehmoderator Johannes B. Kerner auf den Opernball in Wien "Wer hat Ihr Ticket bezahlt? Erklären Sie sich! Sie sind der neue Wulff!" Wir meinen, dass dies keine so unberechtigte Frage war, die man aber getrost noch erweitern könnte. Wer hat das Flugticket von Kerner nach Wien bezahlt? Wo hat Kerner übernachtet, wer hat die Hotelrechnung übernommen?

Abwärtstrend der journalistischen Qualität

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff war auf Druck einer medialen Verfolgungskampagne ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Urlaub auf Sylt und ein Oktoberfest-Besuch mit Hotelübernachtung, die der Filmproduzent David Groenewold zunächst für Wulff bezahlt haben soll, waren die aufgeblasenen Vorwürfe und Anschuldigungen gegen Wulff.

Der Vergleich mit Christian Wulff ist gar nicht so doof, waren es nicht die Qualitätsmedien und TV-Fernsehmoderatoren, die zwei Jahre heuchlerrisch und in der Manier von Staatsanwälten Wulff der Vorteilsannahme beschuldigt haben?

Der Rubikon ist überschritten, ist das schon der Krieg?

Wie auch immer, zu dieser Diskussion kam es leider nicht mehr, da das Rededuell mit einem Faustschlag beendet wurde. Weder Johannes B. Kerner noch André Kemper wollten dazu Stellung nehmen. Was sich bislang nicht verifizieren ließ ist, dass Kerner gesagt haben soll, "der Rubikon sei überschritten und das ist Krieg". Der Gewinner des Abends heißt in jedem Fall Richard Lugner, so viel internationale Presse hat sein Wiener Opernball in den letzten Jahren nicht mehr bekommen.

Zumindest André Kemper versteht was von Krieg: 2012 formierte Karen Heumann zusammen mit André Kemper, Michael Trautmann und Armin Jochum die Agentur Thjnk. Armin Jochum war wie Karen Heumann bis 2011 Vorstandsmitglied bei Jung von Matt. Im September 2013 wechselte dann noch der Top-Stratege von Jung von Matt Michael von Bach die Fronten und ging als Geschäftsführer Strategie zur Thjnk-Gruppe.


Schon in den Monaten zuvor, war es ein offenes Geheimnis, dass Michael von Bach bei Jung von Matt die Segel streicht. Dass es aber so dicke kam, damit hatte man wohl nicht gerechnet, denn Bach ging wie schon einige andere Prominente Jung von Matt Werbegrößen zum Rivalen Thjnk. Und das war natürlich auch kein Zufall, denn er folgt seiner ehemaligen Chefin Karen Heumann. 2010 hatte Karen Heumann in ihrer Funktion als Jung von Matt Vorstandsmitglied Michael von Bach zum Geschäftsführer Strategie gemacht. Nur ein Jahr nach dessen Berufung (2011) stieg Karen Heumann unter nicht gerade rühmlichen Bedingungen bei Jung von Matt aus.

Wirbel, Tränen, Enttäuschung und Emotionen

Der Wechsel der beiden Spitzenwerber zu Kemper-Trautmann hatte 2011 für großen Wirbel, Tränen, Enttäuschung und Emotionen geführt. Der Co-Gründer von Jung von Matt, Jean Remy von Matt hatte nach Bekanntwerden des Ausscheidens von Heumann und Jochum dem Geschäftsführer Kreation Wolf Heumann in einer e-mail, die an alle Mitarbeiter von Jung von Matt ging, das Vertrauen entzogen. Daraufhin blieb diesem nichts anderes mehr übrig als zu gehen, womit er ja wohl rechnen musste.

Der Hintergrund war einfach zu erklären, denn Wolf Heumann ist der Ehemann von Karen Heumann und muss wohl Wochen, wenn nicht Monate von dem anstehenden Wechsel seiner Gattin gewußt haben. Unter diesen Umständen war eine vertrauenswürdige Zusammenarbeit für beide Seiten nicht mehr möglich.

Krieg der Kreativen

Derweil hat sich der Wind gedreht, das ist jedenfalls zu vermuten. André Kemper, noch Aufsichtsratsmitglied von thjnk will nach unbestätigten Gerüchten zur Opel Agentur Scholz und Friends wechseln und soll mit Aufsichtsrat und Gesellschaftern von thjnk über seinen Ausstieg verhandeln.

Wurde Kemper von den Leuten, die er einst holte, entmachtet?

Doch so einfach scheint der Abschied nicht zu werden. Insider sprechen von Auseinandersetzungen mit den Partnern, die er einst ins Boot holte. Dabei geht es um sehr viel Geld, um was auch sonst. Man streitet sich über die Bewertung von Kempers Anteil, die Summe die ihm ausgezahlt werden soll.

Die ist unter den Partnern anscheinend strittig. Das "Manager Magazin" spricht von einer "Scheidungsschlacht". Wenn es so kommt, wie es sich andeutet, ist das einer der spektakulärsten Wechsel in der deutschen Agenturszene.

PS: Im Fall der Opernschlägerei hat die Polizei inzwischen Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung gegen Kemper aufgenommen. Die Wiener Staatsoper ist sehr betrübt. "Wir finden den Vorfall äußerst bedauerlich", sagte Sprecher André Comploi der Welt. Das Haus wolle nun zunächst das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen abwarten.

Gottfried Böhmer

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