Holger Schellkopf, Chefredakteur bei W&V, schreibt mir heute was zur richtigen Sprache, nur weiß ich nicht, was für eine Laus ihm über die Leber gelaufen ist. Zur Sprache hat Dieter Nuhr auch was zu Sagen: Er meinte im Interview mit "Wett-Online". Den Einsatz gendergerechter Sprache lehnt Nuhr ab. „Bestimmte Gruppen beanspruchen da für sich die Hoheit über die Zeichen, die Herrschaft über die Sprache“, sagte er.
„Das ist unbelegter ideologischer Krempel, der jeder Grundlage entbehrt. Ich habe noch kein einziges Argument dafür gehört, dass, wenn ich ein ‚-innen‘ anfüge, dies die Stellung von Frauen oder Trans-Personen in der Gesellschaft ändern würde.“
Lieber Herr Böhmer,
es gibt Themen, die ziemlich zuverlässig für reichlich Puls bei Diskussionen sorgen. Nein. Es geht diesmal nicht um Corona und die Folgen oder gar selbst ernannte Querdenker. Es gegt um das Gendern in der Sprache.
Aus für mich schwer nachvollziehbaren Gründen verlaufen Gespräche über den richtigen Umgang mit Sprache häufig extrem emotional, vorsichtig ausgedrückt. Das ist auch bei uns als W&V nicht viel anders. Grund genug, um die Sache zu klären – soweit sie geklärt werden muss.
Wir verstehen uns als weltoffenes und modernes Unternehmen. Gleichberechtigung ist natürlicher Bestandteil unseres Selbstverständnisses, Diversität ist uns ein echtes Anliegen. Für Benachteiligung oder gar Diskriminierung ist bei uns kein Platz.
Diese Basis ist nicht verhandelbar (auch wenn wir natürlich weit entfernt davon sind, eine nie existierende heile Welt vorzugaukeln). Vor diesem Hintergrund ergibt sich geradezu zwangsläufig eine Offenheit gegenüber dem Gendern, nicht zuletzt in unseren redaktionellen Beiträgen.
Damit werden wir in Zukunft auch wesentlich offensiver und gleichzeitig unaufgeregt umgehen. Stellt sich noch die Frage nach dem wie: Hier setzen wir bevorzugt auf Ausformulierung oder nutzen den Doppelpunkt statt dem Sternchen.
Das ist meines Erachtens nur konsequent, ist es doch eine wesentliche Hilfe bei der Barrierefreiheit. Sternchen werden von elektronischen Readern zumeist vorgelesen, der Doppelpunkt verursacht an dieser Stelle normalerweise nur eine (gewünschte) kurze Pause.
Gendern wir also deshalb immer und überall, streng nach Regelwerk? Nein. Denn der vielleicht sogar wichtigste Bestandteil unserer DNA ist die Meinungsfreiheit, nach innen wie nach außen.
Bereits die Emotionalität der Diskussion zeigt, wie sehr das Gendern eben doch auch Meinungssache ist. Ebensowenig, wie Kommentarlinien zu irgendwelchen Themen vorgegeben werden, wird es deshalb eine verpflichtende Regelung zur Verwendung von gegenderter Sprache geben.
Dafür ist das Thema, zumindest Stand heute, zu sehr persönlichkeitsabhängig und es sollte aus meiner Sicht auch Raum für persönliche Freiheit gelassen werden. Wir müssen im Leben ja nicht alles bis ins letzte Detail regulieren.
Und eigentlich ist es ja auch gar nicht so spektakulär: Oder haben Sie sich gewundert, dass da ganz oben "Liebe Leserin, lieber Leser" steht? Eben.
Schönen Abend wünscht
Holger Schellkopf
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