06.11.2016 „Justitia. Wandel der Zeit. Cosmas und Damian“

Kunst für die Justiz - Triptychon von Johanna R. Wiens für das Landgericht Essen

von: GFDK - Dr. Stefanie Lucci

Anlässlich des 71. Deutschen Juristentages 2016 in Essen hat die Malerin Johanna R. Wiens ein Triptychon mit dem Titel „Justitia. Wandel der Zeit. Cosmas und Damian“ geschaffen, das sich der Geschichte der Stadt Essen widmet.

Dieses Werk hat die Sparkasse Essen erworben und stellt es dem Verein „Justiz und Kultur im Landgerichtsbezirk Essen e.V.“ als Dauerleihgabe zur Verfügung, damit es im Gebäude des Landgerichts Essen den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und einem interessierten Publikum zugänglich gemacht wird.

Die feierliche Übergabe durch Volker Behr, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Essen, im Beisein der Künstlerin, des Oberbürgermeisters Thomas Kufen (angefragt), der Vorsitzenden des Vereins Rechtsanwältin Dr. Eva Sybille Disse und der Präsidentin des Landgerichts Dr. Monika Anders fand am Mittwoch, 19. Oktober 2016 im Foyer des Landgerichts Essen statt.

Johanna R. Wiens studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Schülerin von Jörg Immendorff und Meisterschülerin von Gerhard Merz. In Ihrer Kunst, die im weitesten Sinne der Historienmalerei zuzuordnen ist, setzt sich Wiens mit Städten und deren Geschichte auseinander.

So schuf sie u.a. das Werk „Das verlorene Gedächtnis“, das sich mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs auseinandersetzt und 2014 im historischen Rathaus in Köln der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist.

Mit dem nunmehr geschaffenen Triptychon stellt die Künstlerin die Geschichte Essens in einer Collage dar, in der berühmte Persönlichkeiten, Monumente der Industriekultur, klerikale Gebäude, Stadtsymbole sowie Gebäude und Orte der Neuzeit zu finden sind.

Die enge Verwobenheit der Stadtgeschichte mit dem Justizstandort Essen kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Gesamtszenerie von einer goldenen Justitia und den Stadtpatronen Cosmas und Damian eingefasst ist.

Justitia. Wandel der Zeit. Cosmas und Damian“

Johanna R. Wiens ist eine deutsche Malerin, die sich intensiv mit Städten und deren Geschichte auseinandersetzt. Ihre Kunst ist im weiteren Sinne der Historienmalerei zuzuordnen, wobei ihre Bilder durchaus etwas von einem Stadtarchiv haben, allerdings in gemalter Form. So auch das Triptychon "Justitia. Wandel der Zeit. Cosmas und Damian", das sich der Geschichte Essens widmet.

Geschichte ist in Wiens Bildern Überlagerung, Durchdringung, Gleichzeitigkeit, besteht aus zahllosen Fragmenten, die collageartig angeordnet sind. Derart sind ihre Bilder zugleich eine malerisch-philosophische Betrachtung über Geschichte und ihrer Konstruktion.

Wiens Malweise beispielsweise reflektiert, dass Geschichtsschreibung aus Chaos ein Kontinuum mit Ursache und Wirkung schafft. Sie verwendet dazu wortwörtlich den roten Faden, der in zahlreichen Arbeiten zu finden ist.

Monumente der Industriekultur und große Nahmen aus Essen

Auch die Geschichte Essens ist in Wiens Triptychon eine Collage. Wir sehen berühmte Persönlichkeiten, die die Stadt und ihre Identität prägten, wie Alfred Krupp, der seiner Zeit das größte Industrieunternehmen Europas aufbaute und den Fußballspieler Helmut Rahn, der durch seinen Siegtreffer im WM-Finale 1954 berühmt wurde und Deutschland zum Weltmeister machte, was in die Geschichte als das „Wunder von Bern“ einging.

Dazwischen finden sich Monumente der Industriekultur wie die Zeche Zollverein mit dem Stammhaus der Familie Krupp, die Villa Hügel, das spätere Wohnhaus der Krupps, und die Siedlung Margarethenhöhe, die 1906 von Margarethe Krupp anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha gestiftet wurde und als erste deutsche Gartenstadt gilt.

Auch klerikale Gebäude sind zu sehen wie das Essener Münster mit der Goldenen Madonna und das Kloster Werden, wie auch weitere prominente Gebäude der Stadt und ihrer Geschichte. So das Essener Rathaus, das Museum Folkwang, die Grugahalle und die Zentrale der Sparkasse Essen, eines der ältesten Unternehmen der Stadt.

Eingestreut sind alte Stadtkarten, Artefakte, Wappen, Münzen und zahlreiche weitere Zeitdokumente. Und wir finden auch Stadtsymbole wie den Goldenen Hahn, der Essen der Legende nach mit seinem Hahnenschrei vor Räubern rettete, und das berühmte Stahlbuch, das Gästebuch der Stadt, dessen Einband aus Kruppstahl besteht.

Eingebettet sind die Motive in die Natur des Reviers: der Ruhr, dem Grugapark, der grünen Lunge Essens, und dem Baldeneysee, der durch die Stauung der Ruhr entstand und heute zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden ist. Die Gesamtszenerie wird links von einer goldenen Justitia eingefasst und rechts von den Heiligen Zwillingsbrüdern Cosmas und Damian, den beiden Stadtpatronen von Essen, die wegen ihres umfangreichen und selbstlosen Wirkens als Ärzte noch heute verehrt werden.

Wiens zeigt mit dem Triptychon, dass Vergangenheit an sich eine Anhäufung von unzähligen Ereignissen ist, die durch Geschichtsschreibung und Malerei festgehalten werden. In diesem Sinne versteht Wiens Kunst auch als Erinnerungsarbeit – als künstlerisch gestaltetes Gedächtnis:

Erinnerung schafft Identität – ohne das Wissen um die Vergangenheit gibt es keine Zukunft“, betont die Künstlerin und ergänzt: “Es ist von existenzieller Bedeutung, Erkenntnisse, Erfahrungen, Kommunikationsprozesse und die in Wort und Bild festgehaltenen Gefühle und Gedanken, die uns Menschen hinterlassen haben, zu sichern und auszuwerten.“

Johanna R. Wiens studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Schülerin von Jörg Immendorff und Meisterschülerin von Gerhard Merz. Nach dem Studium lebte sie einige Jahre in China, Taiwan und Japan und beschäftigte sich mit den dortigen Geistes - und Kulturformen.

 

Dr. Stefanie Lucci, September 2016