31.12.2019 Bernadette mit Cate Blanchett

Bernadette – die Gradwanderung zwischen Selbstfindung und Komödie

von: GFDK - Kultur und Medien - Filme Kino und TV

Ein Kind verändert alles, sagt uns das bekannte Sprichwort. Für die Hauptfigur in Richard Linklaters neuem Film "Bernadette" änderte sich nicht nur ihr Lebensstil - sie wurde Mutter. Und das drang in ihre Kunst und Karriere ein und veränderte sie als Person.

Es ist ein Thema, das es wert ist, eingehend untersucht zu werden - insbesondere, da immer mehr Frauen ehrliche Geschichten von der Front der Mutterschaft erzählen. Es bleibt allerdings diffus und wird im Drehbuch des Films nicht angemessen berücksichtigt.

Bernadette Fox (Cate Blanchett) war einst ein aufstrebender Star in der Welt der Architektur. Nach einem schweren beruflichen Rückschlag und einem schwierigen Übergang in die Mutterschaft zog sie sich jedoch mit ihrem Ehemann Elgie (Billy Crudup) und ihrer Tochter Bee (Emma Nelson) in die Enge eines stattlichen alten Herrenhauses in Seattle zurück.

Als die inzwischen jugendliche Bee ihre Eltern nach der Antarktis fragt, kommt es zu einer Panik in der agoraphobischen Abgeschiedenheit, die sie auf eine Reise zur Wiederentdeckung treibt.

Dabei lässt Bernadette allerdings ihre Familie im Unklaren, wo sie abgeblieben ist. Selbstfindung kann allerdings nirgendwo entdeckt werden und so ist es fraglich, was Bernadette eigentlich so treibt. Sucht sie nach neuen Ideen?

Will sie am Ende der Welt in der Eiseskälte Iglus mit Heizung bauen oder wird sie sich als Queen mit Pokerface entpuppen und die aufregende Spielwelt bei redbet total durcheinanderbringen? Möglich wärs, denn dort wird immer nach neuen Talenten gesucht.

Bernadette befindet sich voll in der Frauenkrise

Cate Blanchett spielt eine Architektin, die unglücklich und unruhig ist. Die Stimmung wird mit düsteren und subtilen Bildern unterlegt. Die Kleidung von Bernadette gleicht sich irgendwie dem brütenden Himmel an.

Die Sonnenbrille und die dunkle Bobfrisur suggerieren uns ein Verbergen hinter äußeren Mitteln und erinnert etwas an den Garbo-Stil. Ein einsamer Filmstar, der nach einem Ausgang sucht, oder wie jemand, der dem Zeugenschutz nicht traut.

Sie ist in gewisser Weise zurückgezogen, obwohl es eine Weile dauert, bis das Offensichtliche auftaucht: Bernadette versteckt sich vor sich selbst.

Es ist fraglich, ob diese Tragikomödie den Kern getroffen hat. Eine Herausforderung für den Regisseur Richard Linklater, dessen lockerer Filmstil und Stimmung nicht mit dem aufkommenden Sturm übereinstimmen wollen.

Die Geschichte beginnt nicht so sehr mit locker inszenierten Szenen, die von kleinen Katastrophen in amüsanter Weise unterbrochen und somit geprägt werden. Da ist eine Familie, ein Hund, ein paar Nachbarn, ein Auto in der Einfahrt – eben das Übliche.

Bernadette fühlt sich in die Rolle hineingedrängt, sich um ein Haus zu kümmern, das unaufhörlich mit Problemen aufwartet, einschließlich der metaphorischen, invasiven und stacheligen Brombeersträucher. Bernadette befindet sich in der Frauenkrise.

Stacheliger Antiheld ohne Biss

Basierend auf dem erfolgreichen Buch von Maria Semple verschiebt die Filmversion von "Bernadette" die Perspektive der Geschichte von Bees Suche nach ihrer außer Kontrolle geratenen Mutter auf Bernadettes Schultern. Dieser Charakter ist jedoch nicht daran interessiert, es dem Publikum leicht zu machen, sich in sie hineinzuversetzen.

Linklater scheint nicht den richtigen Ton für Bernadettes Geschichte zu treffen, daher ist sie in einigen Momenten komisch schlecht gerüstet, um auch nur die geringste Hausarbeit zu erledigen und eine Reihe ihrer persönlichen Aufgaben einer in Indien ansässigen, unsichtbaren digitalen Assistentin zu übertragen.

Wenn dann ihre Hilflosigkeit und Angst in einem tragischeren Licht dargestellt werden, hinterlässt sie einen Nachgeschmack für die Zuschauer, die über diese früheren Szenen gelacht haben.

Es ist anstrengend, die Anzahl der Stimmungsschwankungen des Films im Auge zu behalten. Normalerweise sind solche stacheligen Antihelden von Pathos geprägt, mit denen man in Verbindung treten oder die man fühlen kann, aber dieser Film bietet nicht genug, um Bernadettes Handlungen zu erklären.